Wer hat Vorrang im Kreisverkehr?

Ärger über Blinkmuffel und unnötige Schikanen.

Laut Straßenverkehrsordnung ist ein Kreisverkehr eine kreisförmige oder annähernd kreisförmig verlaufende Fahrbahn, die für den Verkehr in eine Richtung bestimmt ist. Seit Beginn der 90er-Jahre prägen immer mehr dieser besonderen "runden Kreuzungen" das österreichische Straßenbild. "Was eigentlich zur Steigerung der Verkehrssicherheit und Verkehrsberuhigung gedacht ist, sorgt oftmals für Aufregung unter den Verkehrsteilnehmern ", sagt ÖAMTC-Jurist Martin Hoffer, "denn offensichtlich weiß nicht jeder, wie man sich bei einem Kreisverkehr richtig verhält. Außerdem wird mancher Kreisverkehr als unnötige Schikane empfunden."

Der Clubjurist fasst daher die wichtigsten Verkehrsregeln für Kreisverkehre zusammen: So mancher Kreisverkehr wird von den Kraftfahrern als reine Bremskurve und Schikane empfunden . "Und das nicht immer zu Unrecht, vor allem dann, wenn es keine relevante Frequenz im Querverkehr gibt", so der ÖAMTC-Experte. Der Club erinnert daher daran, dass es auch Alternativen zum Bau eines Kreisverkehrs gibt. "Ganz nach den örtlichen Bedürfnissen können auch Vorrangschilder, Lichtzeichen oder Unterführungen in Betracht gezogen werden", sagt Hoffer abschließend.

  • Die meisten Kreisverkehre in Österreich sind mit Schildern "benachrangt ". Das bedeutet, dass der, der im Kreisverkehr fährt, Vorrang hat . Der, der einfahren will, hat Nachrang . Wer den Kreisverkehr verlassen will, muss das durch zeitgerechtes Blinken anzeigen und nicht erst, während er schon abbiegt. "Schließlich will der an der Einfahrt wartende Kraftfahrer wissen, wann er endlich losfahren kann", sagt der ÖAMTC-Jurist.
  • In einem mehrspurigen Kreisverkehr sollte man dringend die Bodenmarkierungen beachten . Hoffer: "Unter Umständen zwingen sie nämlich den, der nach dem Einfahren in den mehrspurigen Kreisverkehr auf der äußerst rechten Spur bleibt, bereits bei der nächsten Möglichkeit dazu, wieder auszufahren". Hupkonzerte und unfeine Gesten der nachfolgenden Kraftfahrer sind nicht selten, wenn jemand versucht, in letzter Sekunde in die richtige innere Spur zu gelangen.
  • Für Verwirrung unter den Kraftfahrern kann ein österreichisches Kuriosum sorgen, nämlich die Ausgestaltungsvariante "Kreisverkehr mit gemischtem Vorrang ". Dort gilt, je nach Beschilderung, manchmal Vorrang, manchmal Nachrang. "Dieser Typus ist aus verkehrsplanerischer Sicht ein Auslaufmodell und sollte längst Geschichte sein", so der Clubjurist. Der ÖAMTC tritt jedenfalls dafür ein, dass in allen Kreisverkehren generell Nachrang für alle einfahrenden Fahrzeuge gilt.
  • Eine Sonderstellung nehmen "Bypasslösungen " ein. Dort werden einzelne, stark befahrene Straßen, beispielsweise Autobahnzubringer, an einem Kreisverkehr vorbeigeführt, während kleinere Straßenzüge im Kreis zusammenlaufen.
  • Für Verwirrung - besonders im städtischen Bereich - sorgen immer wieder Schienenfahrzeuge , die den Kreisverkehr kreuzen . "Auf ihren gesetzlichen Vorrang von links sowie Verkehrszeichen und Lichtsignale ist besonders zu achten", so Hoffer. Fußwege und Fahrradwege , die über die Ein- und Ausfahrten des Kreisverkehrs geführt werden, können ebenfalls Auslöser für Konflikte sein. In der Regel sind keine Ampeln vorhanden, daher heißt es für Fußgänger und Radler besonders aufpassen. "Vor dem Queren einer Fahrbahn, die in einen Kreisverkehr mündet, sollte man immer den Blickkontakt zu einem sich nähernden Kraftfahrer suchen. Der Vorteil des Kreisverkehrs ist, dass die Fahrzeuge nur mit geringer Geschwindigkeit unterwegs sind", so der ÖAMTC-Jurist.

Quelle: ÖAMTC