BMW 135i Coupe : Testbericht

Auf den Spuren des 2002 tii

Schön, wenn man nicht immer bei Null beginnen muss. So stellt jetzt BMW das Coupé der 1er Baureihe in der Tradition des 2002tii vor, wobei die niedrige Zahl für die neue Baureihe keineswegs für neue Bescheidenheit steht, denn unter dem Blech wird mit Pfunden gewuchert - und natürlich mit PS. Einst war der 2002tii turbo der Traum vieler Autofahrer. Diesen Status soll auch das stärkste unter den 1er Coupé wieder erreichen, der BMW 135i mit einem Sechszylinder von 225 kW / 306 PS .

Der alte Vierzylinder-Turbo musste noch knapp zehn Kilogramm pro PS bewegen - damals ein hervorragender Wert. Das Leistungsgewicht des neuen ist doppelt so gut. Denn den 1.500 Kilogramm Leergewicht stehen mehr als 300 PS zur Verfügung. Entsprechend fallen die Fahrleistungen aus. Der 135i beschleunigt in 5,3 Sekunden von 0 auf 100 km/h , heftig unterstützt von seinem maximalen Drehmoment von 400 Newtonmeter (Nm). Er stürmt so lange scheinbar mühelos weiter, bis die Elektronik ihn bei 250 km/h einbremst . Sein Verbrauch liegt im Norm-Durchschnitt bei 9,2 Liter . Er braucht damit trotz der vielen neuen Pferdchen und der zusätzlichen beiden Zylinder rund ein Drittel weniger als einst der 2002tii.

Fahrleistung allein ist nicht alles

Das Aussehen ist mindestens ebenso wichtig, wenn das kleinste BMW-Coupé wieder den Aufstieg zur Ikone schaffen soll. Seine Form folgt der des 3er Coupés mit langer Schnauze und damit weit nach hinten versetzter Kabine , die flach in ein kurzes Heck überfließt. Ausgeprägte Schweller und Radhäuser, breite und hohe Schultern sowie eine markante Seitenlinie lassen keinen Zweifel an der Urheberschaft des Designs und an der Leistungsbereitschaft des Wagens aufkommen. Auch im Rückspiegel des Vordermannes zeigt er, welch Geistes Kind er ist. Zusätzliche große Lufteinlässe im Gesicht des 1er verschaffen Respekt . Dazu passt das Heck mit angedeuteten Diffusoren und dickem, schwarz verchromtem Doppelauspuff .

Wir fuhren jetzt zum ersten Mal den BMW 135i mit dem M-Paket auf einer neuen Rennstrecke im schwedischen Gotland, die zu einem Sport-, Test- und Trainingscenter ausgebaut werden soll. Zum M-Sportpaket gehören zum Beispiel ausgezeichnet geformte Sportsitze und eine Reihe von weiteren sportlich-eleganten Accessoires, die dem Innenraum eine edle und sportliche Atmosphäre verpassen. Sportfahrwerk , Aerodynamikpaket , 17-Zoll-Leichtmetallräder mit Mischbereifung (vorn 205/50 R 17, hinten 225/45 R 17) und eine breite Farbpalette für innen und außen gehören ebenso dazu.

Der Innenraum fällt zwar nicht üppig aus, aber zumindest für die beiden vorne Sitzenden immerhin so groß, dass sich mancher Sportwagen mit ähnlichen Fahrleistungen davon ein paar Liter abschneiden könnte. Und auf der Rücksitzbank des Dreitürers kann man es durchaus schon einmal längere Zeit aushalten. In die 4,36 m lange Karosserie passt sogar noch ein Kofferraum von 370 Litern, den man durch Umklappen der hinteren Sitze vergrößern kann.

Das 1er Coupé zeigt also durchaus Eigenschaften, die ihn auch für die junge Familie geeignet erscheinen lassen . Dazu zählt auch die Federung, die trotz des sportlichen Anspruchs erstaunlich komfortabel arbeitet. Auch das niedrige Fahrgeräusch trägt zum Wohlbefinden bei, solange man den Motor nicht reizt und damit den Akkustikdesignern die Chance gibt, die Insassen von ihrem Können zu überzeugen. Der Reihen-Sechszylinder beherrscht alle Tonlagen vom sanften Säuseln bis zum kraftvollen Brüllen .

Auch bei diesem BMW ist das Brüllen kein leeres Versprechen. Er marschiert so nahtlos durch die sechs Gänge , dass es eine wahre Freude ist. Kurven fürchtet der 1er mit seiner perfekten Achslastverteilung von 50:50 und Heckantrieb nicht. Eher hat man den Eindruck, er suche sie, um nach dem Scheitelpunkt seine Kraft wieder voll und ohne Traktionsprobleme auf die Straße bringen zu können. Wer es dabei gern etwas heftiger hat, dem lässt das Elektronische Stabiltätsprogramm , das bei BMW DSC heißt, genügend Spielraum für Spielereien mit dem Heck.

Das alles ist weder für BMW insgesamt noch für die 1er Baureihe ungewöhnlich. Das Coupé fügt sich sehr gut in die Philosophie der Münchner ein. Aber es müssen nicht immer 306 PS sein, um dieses Vergnügen zu spüren. Zur Wahl steht auch ein Vierzylinder-Diesel im 120d mit 130 kW / 177 PS , der in diesem 1er seine Weltpremiere erlebt und ein weiterer Vierzylinder-Diesel mit Twinturbo-Aufladung und 150 kW / 204 PS sowie einem maximalen Drehmoment von 400 Newtonmeter. Im kommenden Jahr kommt noch der 125i dazu. Dann wird das Motorenangebot erst einmal komplett sein. Die Vielfalt bei den 1er BMW-Varianten wird aber weiter wachsen. Das Cabrio haben die Münchner bereits angekündigt . Andere sollen folgen.

Das 1er Coupé ist ebenfalls Nutznießer des Energiesparprogramms von BMW " Efficient Dynamics ". Auto Start Stop-Funktion , Bremsenergie-Rückgewinnung , energiesparende elektromechanische Lenkung, Schaltpunktanzeige und eine bedarfsgerechte Steuerung der Nebenaggregate helfen, den Verbrauch zu senken. Die beiden Diesel bleiben so mit 128 Gramm bzw. 138 Gramm Kohlendioxidemission pro Kilometer unter der zur Zeit noch magischen 140-Gramm-Grenze. Der 135i ist mit nur 220 Gramm dabei.

Die Preise für den BMW 120d beginnen bei 31.150 Euro . Der 123d kostet ab 34.450 Euro , und für den 135i muss man mindestens 45.200 Euro berappen. Das lässt erkennen, dass BMW durchaus bereit ist, sich mit dem 1er Coupé in Wettbewerb mit den besseren GT(I)-Versionen anderer Hersteller anzulegen. Dieser kleine Wolf im Wolfpelz soll Beute machen.

Markteinführung in Österreich: 24. November 2007
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