EuroNCAP Crashtest : Chevrolet Aveo als Todesfalle

Peugeot 207 und Alfa Romeo 159 als Crashtest-Sieger von sechs getesteten Fahrzeugen

In den vergangenen Jahren erfüllen immer mehr Fahrzeuge im EuroNCAP tadellos die Anforderungen, um fünf Crashtest-Sterne zu bekommen. Sogar der Ruf nach einer neuen Obergrenze und einem sechsten Stern wurde bereits laut. "Die neuesten EuroNCAP-Ergebnisse zeigen allerdings, dass andere Autohersteller noch einen weiten Weg gehen müssen, um an die derzeitigen Sicherheitsstandards anknüpfen zu können", weiß ÖAMTC-Cheftechniker Max Lang. Glatt durchgefallen in der aktuellen Serie ist etwa der Chevrolet Aveo: Bei einem "Frontalen" mit 64 km/h hat der Fahrer kaum eine Überlebenschance , weil die Verletzungen an Brust und Beinen lebensgefährlich sind. Zwei von sechs Fahrzeugen - der Alfa Romeo 159 und der Peugeot 207 - dekorierten sich mit fünf Sternen. Gemeinsam mit dem VKI (Verein für Konsumenteninformation) präsentiert der ÖAMTC die Ergebnisse:

Die Musterkandidaten - Alfa Romeo 159 und Peugeot 207

Die beiden Fünfstern-Autos überzeugten bei der Insassensicherheit mit einwandfreien Werten sowohl bei Front- und Seitencrash und hatten auch in Sachen Kindersicherheit die Nase vorn (mit vier von fünf möglichen Sternen).

Der Kleinwagen Peugeot 207 holt sich sogar alle drei Seatbelt-Reminder-Punkte für den Einbau des intelligenten Sicherheitsgurt-Erinnerungssystems auf dem Fahrer- und Beifahrersitz sowie für Passagiere auf der Rückbank. "Das beweist, dass selbst kleine Autos wie der Peugeot 207 höchste Sicherheit bieten können", sagt Lang.

Was den ÖAMTC-Cheftechniker außerdem freut: Der Mittelklassewagen Romeo 159 ist dank seiner guten Werte beim Insassenschutz das erste Fünfstern-Auto aus dem Hause Alfa. Besorgniserregend ist hingegen sein Fußgängerschutz: Unnachgiebige Stellen auf der Motorhaube und eine steife Stoßstange bieten wenig Schutz, wenn der Fußgänger bei einem Zusammenstoß mit dem Kopf aufschlägt. Ein schlapper Stern ist die magere Ausbeute. "Da der Fußgängerschutz bei Alfa so wenig Priorität hat, leidet auch das an und für sich wirklich gute Gesamtergebnis darunter", bedauert Lang.

Hyundai Tucson und Suzuki SX4 hielten sich mittelprächtig

Jeweils vier Sterne brachte der Crashtest dem Geländewagen Hyundai Tucson und dem Kleinwagen Suzuki SX4 ein. "Im Seitencrash fahren beide Autos maximale Werte ein - eine tolle Leistung. Im Frontcrash drohen allerdings gröbere Oberschenkel-Verletzungen bei Fahrer- und Beifahrer. Beim Hyundai ist auch die Fahrer-Brust höheren Belastungen ausgesetzt", kritisiert der ÖAMTC-Experte. Die Kindersicherheit ist bei beiden Fahrzeugen mit drei Sternen zwar nicht schlecht, aber durchaus verbesserungswürdig. Beim Fußgängerschutz liefert der Hyundai Tucson ein wirklich beschämendes Ergebnis: Die gesamte Motorhaube ist unnachgiebig, weder Stoßstange noch Motorhauben-Kante bieten Schutz. Das bringt nur einen einzigen Fußgängerschutz-Stern ein.

Chevrolet Aveo und Kia Cerato - die Verlierer im Test

Schlechte Performance für zwei "Kompakte": Der Chevrolet Aveo liefert katastrophale Ergebnisse im Frontcrash. Die Belastungen auf die Brust des Fahrers sind lebensgefährlich, ebenso gefährdet sind Füße, Ober- und Unterschenkel. Auch dem Beifahrer drohen Verletzungen im Beinbereich. Dem Chevrolet Aveo wurde aufgrund der kritischen Werte sogar der zweite Stern im Crashtest gestrichen. Bedeutend besser schneidet der Chevrolet Aveo im Seitencrash ab, passabel sind auch die Ergebnisse bei Kindersicherheit und Fußgängerschutz.

Immerhin auf drei Sterne bringt es der Kia Cerato. Beim Frontcrash sind der gesamte Beinbereich des Fahrers sowie Oberschenkel und Brust des Beifahrers höheren Belastungen ausgesetzt. Beim seitlichen Aufprall besteht für den Fahrer sogar Lebensgefahr wegen hoher Brustbelastungen. Die Kindersicherheit ist auch beim Kia Cerato durchschnittlich, der Fußgängerschutz lässt wiederum (ein Stern) zu wünschen übrig.

Lange Liste von Hausaufgaben für die Hersteller

  • Was die Sicherheit von Erwachsenen im Auto betrifft, so wird wieder einmal deutlich, dass noch gewaltige Anstrengungen notwendig sind, um die Belastung auf Brust und Oberschenkel zu reduzieren. "Dazu gehören etwa weniger steife Strukturen hinter dem Armaturenbrett", fordert ÖAMTC-Cheftechniker Max Lang.
  • Bei der Kindersicherheit kommen die Hersteller nur selten über ein Mittelmaß hinaus. Kinder sind im Auto noch immer nicht so gut geschützt wie Erwachsene. Um dieses Ziel zu erreichen, bedarf es einer verstärkten Zusammenarbeit zwischen Auto- und Kindersitzherstellern.
  • "Beim Fußgängerschutz gibt es in jeder Crashtest-Serie immer wieder horrende Ausreißer, auch bei Fahrzeugen, die beim Insassenschutz glänzen, wie etwa dem Alfa Romeo 159. Faktum ist: Fußgänger- und Insassenschutz schließen sich nicht aus", stellt VKI-Projektleiter Rudolf Heintzl fest. Um ausgewogene Sicherheit bieten zu können, müssen entsprechende Überlegungen bereits bei Konstruktion und Designarbeit berücksichtigt werden.

Die detaillierten Ergebnisse des Crashtests können Sie hier auf der Website des ÖAMTC nachlesen ...

Quelle: ÖAMTC