Der neue BMW X1 - Fahrbericht

Premium-Qualität zum Mainstream-Preis: Mit dem X1 weitet BMW die X-Palette nach unten aus.

SUV-Fahrer hatten es in letzter Zeit nicht immer leicht, oft wurden sie allein aufgrund der Abmessungen der Fahrzeuge an den Pranger gestellt und als Umweltsünder abgestempelt. Dass ein modernes SUV nicht mehr verbrauchen muss als so mancher Gebrauchtwagen, haben die Kritiker natürlich nicht dazugesagt… Wie dem auch sei, bei BMW denkt man nach X3, X5 und X6 nun ein Stück kleiner, der X1 soll die X-Modellfamilie bereichern und für Stückzahlen sorgen. Das Vorhaben könnte tatsächlich gelingen, den Fehler, den X1 als reines Nischenprodukt abzutun, sollte man jedenfalls nicht machen.

Auch wenn nach dem X der Einser steht, was die Abmessungen betrifft, so matcht er sich weniger mit der 1er Reihe als vielmehr mit der Dreier-Reihe und da vor allem mit dem Touring. Das wird spätestens dann spürbar, wenn man das erste Mal im X1 Platz nimmt und zwar im Fond. Hier herrschen in etwa die Platzverhältnisse des Dreier , es bleibt daher selbst hinter Personen mit 1,90 Metern noch ausreichend Beinfreiheit. Die Kopffreiheit befindet sich in etwa auf dem Niveau des alten X5, Grund zu Meckern gibt es also auch hier nicht. Das Kofferraum-Volumen liegt mit 420 Litern zwar etwas unter dem 3er Touring, lässt sich bei Bedarf aber auf 1.350 Liter erweitern. Besonderer Clou: Die Rücksitzlehne ist im Verhältnis 80:20:80 dreigeteilt, die Lehnen lassen sich zudem mehrstufig in der Neigung verstellen und geben bei Bedarf mehr Kofferraumvolumen frei.

Das Qualitätsniveau und die verwendeten Materialien sollten auch hohen Ansprüchen genügen, das Cockpit des X1 zeigt sich fahrerorientiert und lässt sich intuitiv bedienen, das neue i-Drive-System, das bereits in anderen Modellen zum Einsatz kommt, überzeugt auch hier auf Anhieb. Die Sitzposition ist ein Mittelding zwischen ausgewachsenem SUV und normalem PKW. Semi-Command nennt das BMW, wir meinen, "goldene Mitte" wäre auch passend. Die Übersichtlichkeit ist gegeben, ohne das Gefühl zu haben in einem LKW zu sitzen und diesen auch erklimmen zu müssen.

Motorisch hat man die Qual der Wahl, so man nicht auf einen Benziner besteht, denn da gibt es mit dem X1 xDrive28i lediglich den 258 PS starken Sechszylinder, der in Deutschland erhältliche Vierzylinder kommt - zumindest zum Start - noch nicht nach Österreich. Beim Diesel gibt’s dafür gleich drei Aggregate. Der X1 xDrive18d kommt mit dem bekannten Vierzylinder Diesel und 143 PS, der xDrive20d bringt es auf deren 177, beide Motoren sind auch als sDrive-Modelle mit Heckantrieb zu haben. Das Diesel-Topmodell xDrive23d mit 204 PS ist ausschließlich mit Vierradantrieb zu bestellen, BMW Austria rechnet mit einem Allradanteil von rund 80 Prozent. Dank zahlreicher "Efficient Dynamics" Maßnahmen wie Start-Stopp-Automatik, Bremsenergie-Rückgewinnung oder Schaltpunktanzeige zählen die Triebwerke zu den sparsamstem im Konkurrenzvergleich. Der X1 sDrive18d verbraucht nur 5,2 Liter und stößt dabei 136g CO2 / km aus.

Soviel zur Theorie, widmen wir uns der Praxis. Wir konnten bereits einige Kilometer mit dem X1 xDrive20d abspulen, sowohl mit manuellem Schaltgetriebe als auch mit Automatik. Der 177 PS starke Diesel ist wie in vielen Modellen auch im X1 die perfekte Mischung aus Fahrspaß und Vernunft, die Spurtstärke überzeugt, sowohl mit Schalt- als auch mit Automatikgetriebe. Gustostück ist aber das Fahrwerk des neuen BMW X1. BMW hat ja einst bei den SUV’s mit dem X3 den Maßstab in Sachen Sportlichkeit gesetzt, musste im Gegenzug aber oftmals gelbe Karten wegen übertriebener Härte einstecken. Das ist mit dem X1 nun passé, die Mischung aus Agilität und Komfort könnte besser nicht sein, der Bayern-Newcomer setzt hier einen neuen Maßstab. Flott gefahrene Kurven auf der Landstraße steckt er gelassen weg, bei schlechten Straßen ist genug Komfort vorhanden. Wer nun glaubt, der Allradantrieb wäre ein Agilitäts-Hindernis, der wird schnell eines besseren belehrt.

Das Zauberwort heißt Performance-Control . Neigt der X1 zum Untersteuern, also zum Schieben über die Vorderräder, wird das kurveninnere Hinterrad leicht abgebremst, das kurvenäußere Hinterrad bekommt hingegen zusätzliche Antriebskraft, das Untersteuern wird somit quasi im Keim erstickt. Das System ist zwar optional, mit einem Preis von ca. 170 Euro (abhängig von der jeweiligen NoVA) sollte es aber in keinem X1 fehlen. Und das wird es vermutlich schon deswegen nicht, da die Performance Control auch im Österreich-Paket inkludiert ist und 99 Prozent aller BMW-Käufer das Ausstattungs-Paket nehmen. Beim X1 umfasst es darüber hinaus u.a. Dachreling, Armauflage, Park Distance Control, Regensensor, Klimaautomatik und Servotronic zu einem Preis ab 1.832 Euro.

Womit wir auch schon bei den Preisen wären. Der günstigste X1 als sDrive18d steht mit 29.950 Euro in der Liste, ein allradgetriebener xDrive20d kommt auf 36.950 Euro, der xDrive28i kostet 48.600 Euro. Und das ist wohl die größte Überraschung am neuen Bayern, denn mit einem Startpreis von knapp 30.000 Euro liegt er fast exakt gleichauf mit dem Ford Kuga, nimmt man ein Allradmodell, so kommt auch der Bestseller VW Tiguan gehörig ins Schwitzen, der Optimismus bei BMW ist also nicht unbegründet. Vergleicht man den X1 mit einem Dreier-Touring, so ist das jüngste Mitglied der X-Familie je nach Motorisierung um rund 4.500 Euro günstiger. Der Start des BMW X1 erfolgt bereits am 24. Oktober 2009.