Crashtest : Nur 3 Sterne für den Brilliance BS4

China-Auto zeigt Verbesserungen, aber: "Es gibt sicherere Autos um weniger Geld".

Vor zwei Jahren fiel der größere Bruder (Brilliance BS6) beim ÖAMTC-Crashtest mit Bomben und Granaten durch. Jetzt wurde der kleinere Brilliance BS4 auf Herz und Nieren getestet. "Insgesamt erhält das China-Auto 20 von 37 möglichen Punkten und eine Gesamtbewertung von drei Sternen ", sagt ÖAMTC-Cheftechniker Max Lang. Das zeigt, dass zwar die Richtung stimmt, der Weg aber noch weit ist. Verbesserungen im Bereich der passiven Sicherheit sollten nicht darüber hinwegtäuschen, dass der Brilliance BS4 schwere Mängel aufweist - beim Frontaufprall, bei der Kindersicherheit und bei der Ausstattung mit Sicherheitsfeatures wie ESP. "Der Brilliance BS4 ist ein durchschnittliches Drei-Sterne-Auto . Allerdings ist das Auto in Österreich noch gar nicht erhältlich . In Deutschland wird er um 15.990 Euro angeboten - da gibt es sicherere Autos für weniger Geld", stellt der ÖAMTC-Experte fest.

Verbesserungen im Vergleich zur größeren Limousine BS6 gibt es im Bereich der Fahrgastzelle beim Seitenaufprallschutz : Eine steife B-Säule verhindert, dass die Seitenwand zu stark eingedrückt wird, ein Seitenairbag sorgt für mehr Sicherheit. Allerdings stößt die stabilere Auslegung der Fahrgastzelle bereits beim Frontalcrash mit 64 km/h an ihre Grenzen. "Das Armaturenbrett dringt in den Innenraum ein und das Bodenblech ist im Fußraum von der A-Säule bis zur B-Säule aufgerissen. Steife, ungeschützte Bauteile im Beinbereich sind für das erhöhte Verletzungsrisiko von Knie und Oberschenkel bei Fahrer und Beifahrer verantwortlich", fasst der ÖAMTC-Cheftechniker nur die gröbsten Mängel zusammen.

Gurte zu kurz - Schwere Mängel bei der Kindersicherheit

Auch bei der Kindersicherheit entspricht der Brilliance BS4 noch lange nicht europäischen Standards. "Zwar erreicht das China-Auto 35 von 49 möglichen Punkten und drei Sterne für Kindersicherheit, die Punkte stammen aber hauptsächlich von den beim Crashtest verwendeten Kindersitzen. Bei der Bewertung der Kindersicherheit am Fahrzeug gibt es hingegen zahlreiche Mängel " warnt der ÖAMTC-Cheftechniker. So erfüllen die Gurte nicht die europäischen Einbauanforderungen, weshalb für ein eineinhalbjähriges Kind keine Babyschale verwendet werden kann. Die Gurtlänge für eine rückwärtsgerichtete Babyschale ist nur auf dem mittleren Sitzplatz hinten und auf dem Beifahrersitz ausreichend, auf letzterem aber nicht erlaubt, weil sich der Beifahrerairbag nicht abschalten lässt. Auch die Warnhinweise sind völlig unzureichend.

ESP gibt's auch gegen Aufpreis nicht

Bei der aktiven Sicherheit hat der Brilliance BS4 ebenfalls noch einiges aufzuholen. So ist ESP (elektronisches Stabilitätsprogramm, das Schleuderunfälle um bis zu 80 Prozent reduzieren kann) in Europa ab 2011 für Neuwagen verpflichtend vorgeschrieben . Bei vielen vergleichbaren Fahrzeugen gehört das Sicherheitsfeature schon heute zur Standardausrüstung oder es ist zumindest gegen Aufpreis erhältlich. "Beim Brilliance BS4 wird ESP nicht einmal als Sonderausstattung angeboten", kritisiert der ÖAMTC-Experte.

Der Brilliance BS4 erfüllt mit seinen Sicherheitsstandards derzeit die gesetzlichen Mindestanforderungen in Europa . "Damit das China-Auto aber in punkto Sicherheit mit vergleichbaren Fahrzeugen mithalten kann, müssen die Sicherheitsmängel im Beinbereich entschärft sowie die Stabilität der Fahrgastzelle und das Rückhaltesystem verbessert werden", fordert der ÖAMTC-Cheftechniker.

Quelle: ÖAMTC

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