Chevrolet Sequel : Brennstoffzellen-Prototyp von GM

Neueste Entwicklung auf dem Weg zum Auto der Zukunft

Kaum jemandem diesseits des Atlantiks ist bekannt, dass General Motors (GM) als größter Autohersteller der Welt schon seit ein paar Jahren seine Forscher und Entwickler dazu aufgerufen hat, das Auto neu zu erfinden. Das fordert jedenfalls ein GM-Programm , das seit 2002 zur Entwicklung von Elektroautos mit Brennstoffzellen als Energiewandler geführt hat, deren Studien und Prototypen schon auf etlichen Messen zu sehen waren. Das aktuellste Ergebnis des Erfindungsreichtums: der Chevrolet Sequel.

Der Sequel wurde um den Wasserstofftank herumgebaut. Man wollte eine Reichweite erreichen, die in etwa der von Benzinfahrzeugen vergleichbar sein sollte. Also brauchte man große Tanks für acht Kilogramm Wasserstoff. Das Auto darum musste natürlich entsprechend groß sein. Deswegen ist es wenig verwunderlich, dass sich die Amerikaner für ein Sports Utility Vehicle (SUV) entschieden. Dessen Aluminium-Chassis und -Karosse lässt Platz für den vorderen Elektromotor, der die Vorderräder antreibt, die Klimaanlage sowie die Tanks und die Litium-Ionen-Batterie zwischen den Langträgern. Außerdem bleibt ein opulenter Innenraum für vier bis fünf Passagiere, ergänzt um einen fülligen Laderaum.

Die Hinterräder werden von jeweils einem eigenen Elektromotor angetrieben. Sie werden, ebenso wie die Vorderräder, elektrisch gelenkt,. Auch die Bremsen arbeiten elektrisch. Der Sequel ist also eines der ersten Fahrzeuge, die nur "by Wire" gesteuert werden. Viele Sensoren und Ersatzsysteme sorgen für das Maß an Sicherheit, dass der Fahrer erwarten darf. Schließlich gehört eine Menge Vertrauen dazu, Lenkung und Bremsen nur noch über elektrische Impulse betätigt zu wissen. Da kann man sich einen Ausfall nicht erlauben.

So viel Gewicht an den Rädern ist natürlich Gift für den Komfort. Kaum verwunderlich, dass als einziger negativer Eindruck bei der Probefahrt der eines unkomfortablen Federungsverhaltens und vom Rumpeln des Fahrwerks bleibt. Mühelos übertönt es das sanfte Säuseln des Antriebs. Hier bleibt noch viel Arbeit für die Entwickler von Bremsen, Lenkung und Fahrwerkskomponenten zu tun, bis diese ungefederten Massen in einer Weise gebändigt werden, wie wir es heute gewohnt sind.

Doch den Entwicklern des Brennstoffzellen-Chevrolet ging es sicher nicht in erster Linie um den Fahrkomfort des Sequel, von dem insgesamt nur zwei Exemplare gebaut worden sind. Es geht ihnen ums Prinzip. Und das scheint aufzugehen. Die Fahrleistungen sind beeindruckend , besonders die Beschleunigung. Elektromotoren entwickeln eben ein unglaubliches Drehmoment von Anfang an und drehen hoch wie eine Turbine, weil nicht geschaltet werden muss. So erreicht der rund 2,2 Tonnen schwere Sequel die 100 km/h bereits nach weniger als zehn Sekunden. Die Höchstgeschwindigkeit soll bei 145 km/ liegen. Die Bremsen sind außerordentlich wirksam. Lt. GM soll der Sequel einen mehr als zehn Prozent kürzeren Bremsweg haben als ein herkömmliches Fahrzeug dieser Klasse.

Dem ersten Eindruck nach hat GM beim Chevrolet Sequel viele Meilensteine auf dem Weg zur Erfindung des neuen Autos bereits erreicht. Dazu zählt auch die Reichweite von 480 Kilometern . Dennoch wird die Entwicklung weitergehen müssen, denn die Brennstoffzelle des Sequel hat zwar inzwischen gelernt, mit hohen Temperaturen zu leben, sie friert aber immer noch ein. Die nächste Generation, die GM noch für dieses Jahr angekündigt hat, soll auch dieses Problem meistern. Mit dem dann vorgestellten Fahrzeug will GM nun auch in einen Flottenversuch einsteigen, wie er bei DaimlerChrysler in den USA bereits seit Jahren läuft.

Aber selbst der fertigen Brennstoffzelle und dem perfektesten Drive-by-Wire-Auto fehlt immer noch der Wasserstoff für den Tank. Es muss gelingen, Wasserstoff umweltfreundlich zu gewinnen und dabei nicht mehr Energie einzusetzen, als nachher im Wasserstoff enthalten ist. Sonst bleibt das Elektroauto mit Brennstoffzelle eine höchst interessante akademische Fingerübung.

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