VW Touareg Prototyp ohne Fahrer

Generalprobe für Rennen der fahrerlosen Automobile im Herbst

Diese geballte Informationsflut füttert das im Kofferraum des Geländewagens untergebrachte Hochleistungs-Rechenzentrum , das aus sieben zusammengeschalteten Pentium Motherboards besteht. Mit einer Rechenleistung von 1,6 GHz pro Prozessor sowie einer ebenso aufwendigen und einzigartigen Software ermittelt es jene Lenk-, Beschleunigungs- und Verzögerungsbefehle, mit denen "Stanley" über "Drive-by-wire"-Systeme elektronisch gesteuert wird und auf Besonderheiten der Strecke in Echtzeit reagieren kann.

Er fährt wie von Geisterhand: Ein Touareg mit Hightech-Sensoren aber ohne Fahrer an Bord. Am vergangenen Freitag musste er zum ersten Mal in der Öffentlichkeit zeigen, was er vom Menschen gelernt hat. Volkswagen schickte den Prototypen über einen Geländeparcours im Motopark Oschersleben, wo er die Strecke tadellos meisterte. Die erfolgreiche Premiere war gleichzeitig eine Generalprobe für die US-amerikanische "Grand Challenge 2005" am 8. Oktober, einem einzigartigen Rennen für fahrerlose Automobile.

Die Grand Challenge 2005 führt durch die unwegsame Südwest-Wüste der Vereinigten Staaten. Die teilnehmenden Fahrzeuge haben maximal zehn Stunden Zeit, die bis zum Start unbekannte Streckenführung über eine Distanz von 175 Meilen (rund 282 Kilo­meter) zurückzulegen. Jeglicher Eingriff von außen ist unzulässig. "Dies ist das erste Langstreckenrennen in der Geschichte des Automobils, bei dem die Fahrzeuge selbst alle notwendigen Entscheidungen für ihr Fortkommen treffen müssen", betont Professor Sebastian Thrun als Leiter des "Stanford Racing Teams". Mit anderen Worten: "Der Wagen braucht nicht nur einen starken Körper, sondern auch einen besonders intelligenten Kopf."

Bereits heute machen Fahrerassistenzsysteme den Individualverkehr sicherer. Erfolgreiche Beispiele sind das ESP oder das aktuelle ADR (Automatische Distanz-Regelung), das bereits im VW Phaeton und im neuen Passat die Wahrscheinlichkeit eines Auffahrunfalls reduziert. Im Grand-Challenge-Touareg fließen diese Technologien zur Umfeld­erkennung und Analyse zusammen. Im Verbund können diese Fahrerassistenzsysteme autonom die Strecke sowie Hindernisse erkennen und ein Fahrzeug lenken. Derivate der in Oschersleben gezeigten Systeme werden künftig dazu beitragen, Komfort und Sicherheit im Automobil zu verbessern. Matthias Rabe, Leiter Konzernforschung der Volkswagen AG: "Dazu müssen die Systeme zunächst so gut werden, wie der aufmerksame Fahrer selber. In einem weiteren Schritt müssen die Systeme sogar besser werden als der Fahrer. Indem sie vorausschauend um die nächsten Kurven sehen und die richtigen Schlüsse daraus ziehen."

Die technische Basis des Test-Touareg wurde praktisch unverändert aus der Serie übernommen und lediglich mit einem kompletten Unterbodenschutz sowie verstärkten Stoßdämpfern modifiziert. Dann aber wurde der von den zuständigen Ingenieuren liebevoll "Stanley" getaufte Prototyp in ein fahrendes Hightech-Labor verwandelt. Zahllose Sensoren sowie ein Verbund von vier Laser-Detektoren ermitteln jene Daten, mit denen das fahrerlose Automobil sicher und zügig seinen Weg findet. Ergänzt werden die Systeme durch Stereo-Sichtgeräte, hoch entwickelte 24-GHz-Radaranlagen und ein besonders exakt analysierendes, satellitengestütztes GPS-Navigationssystem, das die genaue Position des Fahrzeugs auf den Millimeter genau digital abbildet.