599 GTO : Der schnellste Straßen-Ferrari

Der 599 GTO feiert seine Premiere am neuen Hoffnungsmarkt der Automobilindustrie, bei der Auto Show in Peking.

Die nach dem Vorbild des limitierten, nicht straßen-zugelassenen 599XX aufbereitete Supersport-Version des Zwölfzylinder-Coupés 599 GTB wird nur 599 Mal gebaut werden. Sie erreicht nach Werks-Angabe eine Höchstgeschwindigkeit jenseits von 335 km/h.

Der 5,99 Liter große Saugmotor des Zweisitzers (wir waren also nur einen Kubikzentimeter vom Ferrari Seicento entfernt!) bringt es dank Leistungszuwachs von 50 Pferden jetzt auf 493 kW / 670 PS und ein maximales Drehmoment von 620 Nm. So lässt sich der nur rund 1,6 Tonnen schwere Zweitürer mit Heckantrieb in 3,35 Sekunden von Null auf 100 km/h katapultieren. Die Kraftübertragung erledigt ein aus der Formel 1 - sie ist ja doch noch zu etwas gut - abgeleitetes automatisiertes Sechsgang-Getriebe. Nur der Vollständigkeit halber: Den Spritverbrauch gibt der Hersteller mit verhältnismäßig moderaten 17,5 Litern auf 100 Kilometer an - nicht dass das für den angesprochenen Kundenkreis ein Hinderungsgrund wäre. Äußerlich unterscheidet sich der GTO durch neue Aerodynamik-Bauteile vom GTB. Auf der Motorhaube und rund um die Räder finden sich zahlreiche neue Kühlluftöffnungen, die Vorder- und Hinteransicht prägen geänderte Spoiler sowie ein neuer Diffusor. Für möglichst geringes Gewicht sollen dünnere Alubleche, dünnere Glasscheiben und Karbon-Keramik-Bremsen sorgen. Den Preis nennt der Hersteller noch nicht, das Basismodell kostet aber bereits 303.800 Euro.

Gran Turismo Omologato

Die Geschichte des mit berühmtesten Drei-Buchstaben-Kürzels der Welt beginnt im Jahr 1962. Auf Basis des Modells 250 GT SWB (short wheel base) stellte das Werk in Maranello eine Rennversion für den Einsatz in der GT-Klasse auf die Räder. Die Karosserie mit verbesserter Aerodynamik zeichnete Giotto Bizzarrini. 100 Stück hätten zur Erlangung der Homologation gebaut werden sollen; Ferrari baute genau 39 Exemplare und erledigte den Rest am berühmten Grünen Tisch, wo ja über die Jahrzehnte einige der größten Siege der "Roten" errungen worden sind. Nicht ohne Häme taufte man den Wagen dann GTO, also "gran turismo omologato". Ätsch! Die Zahl 250 bezieht sich auf den Hubraum der einzelnen Zylinder des 3 Liter großen V12-Motors. Der 250 GTO wurde in Abwandlungen bis 1964 gebaut, um mit der raschen Weiterentwicklung in der GT-Klasse mithalten zu können. Das war das Jahr des ersten Auftrittes des Ford GT40 mit Mittelmotor - dagegen war der bildschöne 250 GTO also hoffnungslos veraltet. Ein Exemplar drehte auch in Österreich seine Runden, nämlich in den Händen von Gunther Philipp, der damit (vielleicht auch wegen eines gewissen Mangels an Gegnern in seiner Klasse) auf Siege abonniert war. Dieses rechtsgelenkte Auto aus dem Vorbesitz von Stirling Moss mit der Chassisnummer 3505GT erzielte im Jahr 2000 bei einer Versteigerung den Preis von 8 Millionen Dollar.

Just im Jahr 1964 borgte sich dann ein weiterer Hersteller das Kürzel für ein Auto ganz anderen Kalibers aus. Bei Pontiac hatte John Z. DeLorean die Idee für ein Sportmodell auf Basis des (für US-Verhältnisse) kompakten Mustang-Rivalen Tempest. Die Verpflanzung von 6,4 bzw. 6,6 Liter großen V8-Motoren machte aus den schlanken Coupés und Cabrios die ersten "muscle cars". Der nicht konfliktscheue DeLorean eckte mit der Idee beim zögerlichen GM-Management ebenso an wie mit der Namensgebung bei vielen Autofreunden; die Kundschaft biss allerdings an. Die knapp über 5 Meter lange zweite Generation des GTO ab 1968 traute sich Hubräume bis 7,5 Liter zu; die verschärfteste Version nannte sich "The Judge". Im Jahr 1974 ging die Baureihe nach einigen schwachen Jahrgängen zu Ende; schärfere Verbrauchs- und Emissionsstandard und nicht zuletzt die große Ölkrise brachen diesem GTO ebenso das Genick wie den meisten anderen originalen Muscle Cars aus Detroit. 2004 sah der GTO ein kurzes Comeback via Australien: Eine umgebrandete Version des Holden Monaro mit 5,7 oder 6 Litern Hubraum durfte noch drei Jahre lang die automobile Szene bereichern.

Kommentare