Mercedes CL 500 - Fahrbericht

Erstmals lockt Mercedes-Benz bei seinem Top-Coupé mit Verbrauchszahlen im einstelligen Bereich, bekannte Qualitäten bleiben bestehen.

Bei der Coupé-Ausführung der Mercedes-Benz S-Klasse ist alles in etwas üppigerem Ausmaß vorhanden, als man es von Zweitürern gewöhnt ist. Die Fahrzeuge der CL-Baureihe sind mehr als fünf Meter lang, rund zwei Tonnen schwer, haben neuerdings nie weniger als 435 PS und sind - kaum überraschend - auch unverschämt teuer. Doch jetzt ist offenbar die Sparsamkeit ausgebrochen, soviel wird schon durch das auf einem Fahrzeug dieser Art sonst selten gesehene Label "BlueEFFICIENCY" deutlich.

Das Versprechen, ein solches Fahrzeug mit weniger als zehn Litern auf 100 Kilometer bewegen zu können, erscheint zunächst gewagt. Mercedes gibt aber an, dass während der Entwicklungsphase bei Versuchen nach VDA-Methode zwischen 9,5 und 9,9 Liter im kombinierten Verbrauch herausgekommen sind. Die p.t. Kundschaft darf also annehmen, dass in der Praxis zwischen 11 Liter und 12 Liter möglich sind. Erreicht wird dies nicht nur durch Direkteinspritzung, sondern auch durch energiesparende Regelungen von Kraftverzehrern wie Generator, Treibstoffpumpe, Klimakompressor und Servolenkung. In den Fahrstufen 5 bis 7 bietet das neue 7G-Tronic-Plus-Getriebe Übersetzungsverhältnisse von 1:1 oder länger an. Der neue, doppelt aufgeladene Achtzylindermotor soll das bisher vorherrschende Bild vom Luxusgeschöpf mit schwerem Trinkproblem vergessen machen: 320 kW / 435 PS leistet der neue Motor, also 47 Pferdestärken mehr als das vormalige Fünfliter-Triebwerk. Bei 1.800 Umdrehungen zerren bereits 700 Newtonmeter an der Kurbelwelle, das ist soviel, wie aus zwei gut trainierten Mittelklasse-Dieseln. Und es reicht aus, um die 100-km/h-Marke in weniger als 5 Sekunden zu knacken - das ist die magische Grenze, die den "Sportwagen" vom "Supersportwagen" trennt.

Je nach Budget geht auch mehr: Die Leistungs- und Luxusschau der Baureihe reicht bis zum CL 65 AMG, der dann mit 463 kW / 630 PS zum Ausritt bittet und den Spurt in 4,4 Sekunden erledigt. Fahrer solcher Kaliber müssen stets mit dem Vorwurf rechnen, notorische Klimaschädlinge zu sein. Mercedes gibt ihnen jetzt ein Mittel an die Hand, derlei Anfeindungen tapfer zu begegnen: Sie können auf die Start-Stop-Automatik verweisen.

Die optischen Unterschiede der neuen Generation zum Vorgänger sind gering. Das V-Motiv des Kühlergrills und die bogenförmig geschnittenen Scheinwerfer sollen mehr Dynamik vermitteln. Der vordere Stoßfänger hat drei Kühlluftöffnungen und eine Chromleiste bekommen. Die Heckleuchten sind neu gestaltet, und die Grundausstattung zeigt sich jetzt aufgewertet: Zum Beispiel gibt es das intelligente Lichtsystem mit dem adaptiven Fernlicht-Assistenten jetzt in Serie. Bereits mit dem "Basis"-CL ist man gut bedient. Hoher Federungs- und Abrollkomfort, eine sensible Automatik mit sportlichen Ambitionen und verschiedenen Schaltmodi, regelbare Luftfederung und von edlem Holz und weichem Leder dominierte Innenausstattung sollten für ein erfülltes Autofahrerleben reichen. Wer den Überholvorgang gern von kerniger Akustik untermalt weiß, muss zum AMG-Modell greifen oder die Tuningbranche bemühen, denn der CL 500 geht sehr dezent ans Werk. In der Summe seiner Eigenschaften, vor allem der vielen Sicherheits- und Assistenzsysteme, bietet der CL 500 mehr, als die meisten Autofahrer brauchen.

mid/afb, jg

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