Pariser autosalon lm 2(Bildquelle: mid/hh)
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Pariser Autosalon 2010 : Ländermatch Deutschland vs Frankreich

Ländermatch in der Business-Klasse: Das Herz der Autowelt schlägt im Oktober in Paris; dort wird die Rivalität zwischen Deutschland und Frankreich eine große Rolle spielen.

Vor allem die Hersteller aus Frankreich und Deutschland planen jeweils eine ganz große Show. Dabei kommen sie einander stärker in die Quere als bisher gewohnt. Bislang haben Frankreichs Firmen vor allem mit Klein- und Kompaktwagen Erfolge gefeiert; in der Mittelklasse und darüber haben sie es traditionell schwer. Zu groß ist mit wachsenden Abmessungen und steigendem Preis bislang die Übermacht der deutschen Marken - aber das soll sich jetzt ändern.

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Der Peugeot 508 will mit elegantem Design und hoher Verarbeitungsqualität nicht nur in der Mittelklasse, sondern auch in der bisher von Audi, Mercedes und Co. beherrschten gehobenen Businessliga für Furore sorgen. Die Konkurrenz richtiggehend schrecken könnte auch ein neuartiger Diesel-Hybridantrieb. Er soll nochmals sparsamer sein als die konventionelle Hybridtechnik mit der Elektro/Benzin-Kombination. Weniger als 4 Liter Verbrauch und die Möglichkeit zur rein elektrischen Fahrt verspricht der Hersteller. So gerüstet möchte der 508 als Nachfolger von gleich zwei Modellen sowohl die vernunftorientierten ehemaligen Kunden der Mittelklasselimousine 407 als auch die prestigebewusste Käuferschaft des noblen 607 zu den Händlern locken.

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Noch ambitionierter gibt sich Renault : Die "Regie" schickt in der oberen Mittelklasse den neuen Latitude als Nachfolger des glücklosen Experimentes Vel Satis ins Rennen. Seine konventionelle Stufenheckkarosserie soll die vom avantgardistischen Vorgänger verschreckte Kundschaft zurückerobern. Zunächst startet der gemeinsam mit der koreanischen Tochterfirma Renault Samsung Motors (RSM) entwickelte Wagen in Osteuropa. Dort erhofft sich Renault bei der aufstrebenden Mittelschicht einen leichteren Einstieg als auf dem gesättigten Luxusmarkt westlicher Länder. Während die französischen Firmen also munter im traditionellen Territorium der deutschen Premiumhersteller wildern, suchen die wiederum immer intensiver nach Lücken (und Sub-Lücken) im Modellspektrum.

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Als Mischung aus Limousine und Coupé will der neue Audi A7 Kunden locken, denen Stufenhecklimousinen zu spießig und Coupés zu unpraktisch sind. Der markentypisch wuchtige Kühlergrill, fließende Karosserielinien und das Schrägheck werden nach Vorstellung der Firma Ästheten locken, während ein großzügiges Raumangebot für vier Passagiere und die weit öffnende Ladeklappe in der Praxis überzeugen sollen. Einen Konkurrenten hat der neue A7 Sportback auch schon: Am Stand von Mercedes-Benz zeigt sich mit dem neuen CLS der Urahne aller viertürigen Coupés in zweiter Auflage. Wie schon der Vorgänger wird dabei die klassisch geformte Karosserie der E-Klasse ins Fließen gebracht. Dazu kommen ein paar Stilelemente des Supersportwagens SLS, allerdings keine Flügeltüren. Verzichtet wird zugunsten eines konventionelleren Stufenhecks auch auf eine große Heckklappe à la Audi - aber womöglich wird ein Coupé-Kombi namens Shooting Break (nein, auf keinen Fall "Shooting Brake") später nachgereicht. Für den Antrieb des CLS (hier ein Bild der stilistisch wohl eng verwandten Studie F800) sorgen sparsame V6- und V8-Direkteinspritzer mit neuer Ventilsteuerung und Start-Stop-System.

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VW legt Hand an eines seiner wichtigsten Modelle und frischt den Passat auf. Der Dienstwagen-Klassiker wird neu eingekleidet und übernimmt den aktuellen Design-Stil mit schmalem Kühlergrill, stärker modellierten Flanken und rechteckigen Scheinwerfern. Im Innenraum sollen neue Materialien Oberklasse-Flair verbreiten. Unter der Haube von Limousine und Kombi wird allerdings nur leicht entstaubt: Es bleibt bei der Grundarchitektur, Länge und Breite verändern sich nur minimal. Die Motorenpalette wird auf den neuesten Stand gebracht und vor allem um sparsame Turbos aus anderen VW-Modellen ergänzt. Neue Extras wie Assistenten für Fernlicht, Spurhalte- und Spurwechsel-Überwachung runden die große Erneuerung ab. Mit Bildern des neuen Passat ist VW noch geizig, er orientiert sich stilistisch aber wohl am US-Modell NMS.

Startschuss für ein spannendes Rennen um die Gunst der Käuferschaft: Ob die französischen Hersteller im neuen Anlauf in den gehobenen PKW-Klassen Fuß fassen, ob die Deutschen ihre Nischen und Nischerln erfolgreich ausfüllen und ob der aufgewertete Passat an den Erfolg seines Vorgängers anknüpfen kann, wird das Jahr nach dem Pariser Salon zeigen.

mid/hh

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