VW Concept Tiguan feiert Weltpremiere in Los Angeles

Die Studie transferiert die Touareg-Idee in eine andere Klasse

Der Countdown für den Tiguan ist angelaufen: Volkswagen wird den "kleinen Bruder des Touareg " Ende nächsten Jahres auf den Markt bringen. Wie dieser in den meisten Versionen allradgetriebene Volkswagen aussehen könnte, zeigte Anfang 2006 in Ansätzen der in Berlin vorgestellte Concept A. Kühlergrill, Scheinwerfer, Motorhaube, vordere Kotflügel und Radläufe ließen den Tiguan durchblitzen und zeigten, wohin die Reise geht. Nun wird diese Reise in Los Angeles fortgesetzt: Ungewöhnlich früh liefert Volkswagen mit der Weltpremiere des Concept Tiguan auf der LA Auto Show einen Ausblick auf jenes Sport Utility Vehicle, das binnen zwölf Monaten bei den ersten Kunden stehen wird.

Die in Los Angeles präsentierte Studie wird von einem völlig neu entwickelten "Clean TDI" angetrieben. Bei diesem Diesel der Zukunft wird Volkswagen ein modulares Konzept verschiedener Systeme einsetzen, um die Emissionen noch einmal deutlich zu senken. Eines dieser Antriebssysteme nutzt beispielsweise einen NOx-Speicherkat und erreicht so für das gesamte System eine Reduzierung der NOx-Emissionen von gut 90 % verglichen mit heute bekannten Fahrzeugen. Die "Clean TDI" werden die strengsten Abgasnormen der Welt erfüllen.

Der im Concept Tiguan vorgestellte "Clean TDI" ist zudem ein erster Bestandteil der von Audi, Mercedes-Benz und Volkswagen gemeinsam initiierten BLUETEC-Offensive . Ziel dieser Partnerschaft ist es, den Begriff BLUETEC als einheitliche Bezeichnung für saubere und verbrauchsarme Pkw und SUV mit Dieselmotoren zu etablieren. BLUETEC beschreibt dabei Dieselantriebe, die selbst die strengsten Emissionsvorschriften des US-amerikanischen Marktes erfüllen. Die dort eingesetzten und von jedem Hersteller individuell entwickelten Techniken dienen dazu, insbesondere Stickoxide (NOx) zu reduzieren - die einzige Abgaskomponente, die heute bei Dieselmotoren konzeptbedingt noch über dem Wert von Benzinmotoren liegt. Gestartet wurde die BLUETEC-Partnerschaft aktuell im Rahmen der LA Auto Show.

Der Concept Tiguan im Detail
 

"Ganz wichtig war uns, dass die SUV-Studie kräftig aussieht. Muskulös. Das hatte für uns eine höhere Priorität als alles andere ," erklärt Klaus Bischoff, Leiter des Volkswagen Design Center Wolfsburg. Der 1,85 Meter breite, 1,69 Meter hohe und 4,40 Meter lange Concept Tiguan transferiert die Touareg-Idee des souveränen Reise- und Geländewagens in eine andere Klasse. Auch er macht dort nicht Stopp, wo normale Pisten aufhören. Doch dieses Talent erkauft er sich nicht über ungehobelte Manieren auf der Straße; er beherrscht vielmehr den Ritt durch beide Welten - die der asphaltierten und der naturbelassenen Pfade. Das Design des eigens für die Autoshow in Los Angeles aufgebauten Concept Tiguan macht genau das klar.
 
Ein typischer vertrauter Volkswagen. Und doch ist alles neu und weiter entwickelt. Klaus Bischoff: "Wir haben den Wappenkühlergrill kraftvoll konturiert. Obwohl wir einen Schritt weiter gegangen sind, haben wir aber die gleichen Symbole, die in jüngster Vergangenheit mit unseren neuen Modellen eingeführt wurden." Und das sind Details wie der im Fall des Concept Tiguan in einem dunkeleloxiertem Metallton von der Karosseriefarbe abgesetzte Wappenkühlergrill, das hier integrierte Gitter mit zwei dominanten Chromquerstreben links und rechts vom VW-Zeichen und dem Chromrahmen. Es sind die Scheinwerfer, die mit dem Wappengrill und dem Stoßfänger eine Einheit bilden.

Die Motorhaube schneidet die Kontur der Scheinwerfer an und gibt dem Gesicht einen sehr konzentrierten Blick. Die Xenonscheinwerfer selbst sind optisch eine Feinheit, weil sie - ähnlich wie große Studioscheinwerfer - um die Mittelachse aufgehängt sind und scheinbar frei im Gehäuse schweben . Breit und kraftvoll geformt ist der Stoßfänger unter den Scheinwerfern, seitlich bilden die Nebelscheinwerfer in einem eigenen Rahmen den Abschluss.
 
Auch bei der Silhouette des Concept Tiguan dominieren Klarheit und Kraft die Formen, auch hier findet sich kein Detail, das zufällig aussieht wie es aussieht oder nicht zu Ende gedacht wurde. Von der Seite betrachtet, gibt es bis auf die kleinen VW-Zeichen in den 19-Zoll-Felgen kein Logo, das den Concept Tiguan als Volkswagen "verrät". Und doch ist er auf den ersten Blick als Volkswagen und besonders aus dieser Perspektive als Bruder des Touareg auszumachen. Klarheit und Kraft formen hier ganz eigene Radläufe, eine nach hinten hin ansteigende Fensterlinie, wieder dreidimensional - mit einer starken Modulation - geformte Tür- und Kotflügelflächen und unverwechselbar gestaltete C-Säulen. VW-typisch sind die Betonung der Radhäuser und die prägnanten C-Säulen.

Da es sich beim Concept Tiguan um eine Studie handelt, konnten die Designer auch in Sachen Reifen neue Wege gehen. Die 19-Zöller wurden von Continental für diesen Prototypen entwickelt. Der Clou: Sie weisen einen orangefarbenen und damit auf die Lackierung des Concept Tiguan abgestimmten Laufstreifen unterhalb des Profils auf. Dieser Laufstreifen ist nicht einfach lackiert, sondern in diesem Orange als durchgefärbte Gummischicht "eingebackener" Bestandteil der Karkasse. Ein in der Silhouette sichtbarer Streifen in Orange betont indes die Größe des Reifens. Die im gleichen Anthrazit wie die Karosserieverkleidungen gehaltenen 19-Zoll-Leichtmetallfelgen sind derweil ein konkreter Vorschlag für das spätere Serienfahrzeug.

Typisch für Volkswagen ist das Design der Heckpartie . Doch auch hier gilt: typisch, und doch ist alles anders. Typisch, weil die Rückleuchten im Grundaufbau dem Eos oder dem Passat Variant folgen und Teil der kraftvollen Schulterpartie sind. Anders, weil das Gesamtdesign neue Wege geht, die steile Heckklappe bis weit in den Stoßfänger hineinreicht und das Design damit klassische, pure Geländewagen-Elemente mit zeitgemäßen urbanen Formen verbindet. Das tiefste Segment des Stoßfängers ist analog zur Frontpartie im Hinblick auf die Widerstandsfähigkeit beim Offroad-Einsatz nicht lackiert. Markant sind der integrierte Diffusor und die ebenfalls dunkel verkleideten Auspuffendrohre links und rechts daneben.

Im Innenraum ist die Studie in Schwarz, Silber und Orange gehalten. Schwarz sind unter anderem die Ledersitze, die zum Teil ebenfalls mit Leder im Vintage-Look verkleideten Armaturen, die Türverkleidungen und das Lederlenkrad. Silber sind die Armaturen-Applikationen sowie die Türgriffe und -öffner. Orange sind alle Ledernähte und das in den Sitzmittelbahnen zitierte Muster des Reifenprofils. Dass trotz der dunklen Innenausstattung eine freundliche Atmosphäre vorherrscht, liegt nicht nur am Interieur-Design, sondern am transparenten, 1,34 Meter langen und 0,85 Meter breiten Panoramaschiebedach .

Wer in der Studie Platz nimmt, merkt zudem sofort: Dies ist ein durchdachter, ergonomisch konzipierter und geräumiger Innenraum. Auf allen fünf Plätzen an Bord des Concept Tiguan sitzt es sich gleichsam bequem. Die Rückbank lässt sich längs verschieben und asymmetrisch geteilt umklappen. In diesem Fall schluckt der Concept Tiguan bis zu 2,5 Meter lange Gegenstände und verwandelt sich so zum MPV. Im kommenden Jahr werden hierzu und zu den zahlreichen technischen Innovationen des neuen Volkswagen die Fakten folgen. Und zwar dann, wenn vor dem Namen Tiguan nicht mehr das Wort Concept steht.