VW Polo, Golf und Passat BlueMotion - Fahrbericht

Mit den neuen BlueMotion-Modellen übernimmt VW die Führung in der Wertung der Spritknauserer.

Auch wenn die Umweltschutz-Schlagzeilen von der Wirtschaftskrise verdrängt wurden, Sparen ist in jedem Fall angesagt. Und das natürlich auch im automobilen Bereich und dort nicht nur beim Kauf. Der CO2-Ausstoß ist in den Mittelpunkt des Interesses gerückt, war man früher stolz auf Hubraum und PS, so "bekriegen" sich die Autohersteller heutzutage um jedes Gramm CO2 das ein Auto weniger ausstößt. Fast kein Unternehmen, das keine Spritspar-Modelle im Talon hat.

VW ist mit dem Label "BlueMotion" hier vorne mit dabei. Knapp 15 Prozent der verkauften Modelle unterschreiten die Grenze von 120g CO2/km und kommen dadurch in den Genuss eines Steuer-Bonus, rund 74 Prozent liegen zwischen 121 und 179g. Ins Malus - und somit auf über 180g - kommen nur noch 11,2 Prozent aller verkauften Volkswagen. Dass VW mit Hochdruck - über 40 Bluemotion-Modelle sind in der Pipeline - an noch effizienteren BlueMotion-Modellen arbeitet, überrascht da nicht wirklich, schließlich geht es auch ums Prestige. Und da kann der neue VW Polo BlueMotion mit dem neuen 1,3 Liter Common Rail TDI mit 75 PS punkten. Mit einem CO2-Ausstoß von nur 87g - entspricht einem Verbrauch von 3,3 Liter Diesel auf 100 km - ist er das derzeit sparsamste Serienauto mit Verbrennungsmotor auf dem Markt.

Verwirrend: BlueMotion ist nicht gleich BlueMotion

Zehn Prozent der VW-Kunden greifen mittlerweile zu einem BlueMotion-Technology-Modell. Etwas verwirrend: BlueMotion-Technology steht für Fahrzeuge, in denen einzelne Spritspar-Techniken zum Einsatz kommen, der Begriff "BlueMotion" umfasst hingegen alle derzeit verfügbaren Maßnahmen - u.a. Common-Rail TDI Motoren, Bremsenergie-Rückgewinnung, Start-Stopp-Automatik und eine verbesserte Aerodynamik - im jeweiligen Modell. Neben dem Polo kommt BlueMotion auch beim Golf (3,9l / 99g CO2) und beim Passat (4,4l / 114g CO2) mit dem 1,6 Liter Common Rail TDI und 105 PS zum Einsatz, auch diese Werte können sich sehen lassen. Da Papier aber bekanntlich geduldig ist, haben wir einen ersten Praxistest mit allen drei BlueMotion-Modellen unternommen.

Hauptaugenmerk galt dem neuen Spritsparmeister Polo . Wer sich in großer fahrerischer Defensive übt und auch auf der Autobahn maximal 110 km/h fährt, der schafft in etwa 3,6 Liter, ohne ein Verkehrshindernis darzustellen. Wer das Potenzial des Autos bis zum letzten ausreizt, der kann der Werksangabe nahe kommen, der Fahrspaß bleibt dabei aber auf der Strecke. Dass der Werksverbrauch in der Praxis fast nicht zu erreichen ist, trifft auch auf die beiden anderen Modelle Golf und Passat BlueMotion zu, auch hier ist die Werksangabe in der Praxis nur unter großem Verzicht zu erreichen und schon ein unüberlegtes Beschleunigungs-Manöver kann den zuvor mühsam erarbeiteten Schnitt nachhaltig zerstören. Wie der Praxisverbrauch aussieht, wird erst ein ausführlicher Test zeigen, wir gehen aber davon aus, dass man zum Werksverbrauch je nach Fahrweise in etwa einen Liter hinzurechnen muss, was aber immer noch einen tadellosen Wert darstellt.

Die Entwicklung steht nicht still und die VW-Ingenieure brüten bereits über kommenden Techniken. Eine davon ist der so genannte "Segelbetrieb ". Rollt das Fahrzeug ohne dass der Fahrer Gas gibt - zum Beispiel bei leichten Bergabstücken - so kuppelt das Auto mit DSG Doppelkupplungsgetriebe künftig automatisch aus und spart dadurch mehr als im Schubbetrieb mit noch dazu vielleicht unerwünschter Motorbremswirkung. Diese Technik ist übrigens alles andere als neu, bereits beim Golf III gab es ein Ecomatic -Modell. Ausgestattet mit dem SDI Saugdiesel und einem halbautomatischen Getriebe - mit normaler H-Schaltung aber ohne Kupplungspedal - wurde der Motor beim Rollen sogar komplett ausgeschaltet um möglichst viel Sprit zu sparen. Wir waren auf kurzer Testfahrt mit dem Golf Ecomatic - ein durchaus überzeugendes Konzept. Auch eine Start-Stopp-Automatik war damals schon verbaut, vieles von dem was die Hersteller - nicht alleine auf VW beschränkt - heute als technische Errungenschaft anpreisen, gab es in ähnlicher Form vor mehr als 15 Jahren.

Dass der Ecomatic-Golf alles andere als ein durchschlagender Erfolg war, hat mehrere Gründe: Zum einen trat wenig später der auch ohne Zusatzmaßnahmen noch sparsamere TDI Turbodiesel seinen Siegeszug an, zum anderen waren nur wenige Kunden bereit, den Aufpreis von damals rund 1.000 Euro zu bezahlen. Und auch der sich während der Fahrt ausschaltende Motor war manchem Fahrer nicht ganz geheuer...

Nach wie vor ist die Preissensibilität gerade bei Autos der Kleinwagen- und Kompaktklasse sehr hoch. Um den BlueMotion-Absatz weiter zu erhöhen, geht VW dieses Mal den umgekehrten Weg, bis Jahresende 2009 gibt es beim Golf 1.000 Euro BlueMotion-Bonus , bei Tiguan, Touran und Passat sind es 2.000 Euro, beim Sharan sogar 5.000 Euro. Der Bonus gilt aber nur auf "BlueMotion Technology" Fahrzeuge ohne die umfassenden Maßnahmen der "echten" BlueMotion-Modelle, womit die Verwirrung der Kunden wohl endgültig perfekt ist. Immerhin liegt man dadurch deutlich unter den Listenpreisen der Vergleichsmodelle ohne BlueMotion-Technologie. Die Preise der "echten" und vollständig mit der Spritspar-Technologie ausgerüsteten BlueMotion-Modelle für Polo, Golf und Passat stehen noch nicht fest, sie werden Ende 2009 zum Vorverkaufsstart nachgereicht, der Verkauf startet im 1. Quartal 2010.

Eins gleich vorweg: egal welche Spritspar-Technologie zum Einsatz kommt, das größte Spar-Potenzial steckt eindeutig im Fahrer . Denn mit relativ einfachen Mitteln lässt sich so der eine oder andere Liter zusätzlich einsparen, ganz egal ob das Fahrzeug mit spezieller Spritspartechnik vollgepackt ist oder nicht. Schlussendlich nützt auch die beste Technik nichts, wenn der Mensch hinter dem Steuer nicht bis zu einem gewissen Grad mitspielt.