90 Jahre Autos von Citroen

Frankreichs drittgrößter Autohersteller produziert seit 1919 Autos und blickt auf eine illustre Geschichte zurück.

Im Jahre 1919 liefen in Paris die ersten in Großserie hergestellten Pkw von André Citroën vom Band. Sein Name hat übrigens tatsächlich mit Zitrusfrüchten zu tun: Ein Vorfahre der Familie war Zitronenhändler.

Mit sprichwörtlichen Zitronen handelte auch André Citroën einige Male im Lauf seines bewegten Lebens, zunächst waren seine Unternehmungen aber Volltreffer.

Antrieb zum Erfolg

1905 gründete der frisch gebackene Ingenieur mit Partnern sein Unternehmen zur Erzeugung von Getrieben . Als Firmenemblem fungierte bereits damals der bis heute beibehaltene, symbolisierte Doppelwinkel, wie er auf Getriebezahnrädern zu finden ist.

Eine Kraftübertragung aus diesem Haus arbeitete beispielsweise auch in der HMS Titanic. Generell überwog aber die Massenproduktion, deren Vorzüge Citroën zu schätzen lernte. Diese Erfahrung setzte er dann im 1. Weltkrieg bei der Herstellung von Munition um. Um das große Werk in Paris weiter in Schwung zu halten, begann die Firma 1919 mit der Autoproduktion am Fließband nach dem Vorbild von Ford in Amerika.

Zur Serienausstattung des Kleinwagens Typ A gehörten elektrisches Licht, ein elektrischer Starter sowie ein Reserverad, was zur damaligen Zeit keine Selbstverständlichkeit war. Es folgten die Modellreihen B und C in verschiedenen Varianten sowie die Serie "Rosalie".

Ab 1929 gewährte der Hersteller zudem eine einjährige Garantie für Neuwagen. Und auch in Sachen PR war Citroën sehr aktiv. Bis 1936 wurde zum Beispiel der Eiffelturm als Träger für eine Leuchtreklame benutzt; an der orientierte sich auch Charles Lindbergh bei seinem Transatlantikflug.

Glanz und Niedergang

Man machte auch mit Rekordfahrten oder verschiedenen Expeditionen Furore. Die Croisière Noire war 1924 die Durchquerung Afrikas per Auto, die Croisière Jaune führte 1929 durchs Himalaya-Gebirge, die Croisière Blanche 1934 durch Alaska. Verwendet wurden die Halbkettenfahrzeuge System Kegresse, mit Raupenketten anstelle der hinteren Antriebsräder. Solche Fahrzeuge kamen übrigens damals auch bei der österreichischen Post auf Gebirgsrouten zum Einsatz.

Mit der Weltwirtschaftskrise geriet das Unternehmen jedoch in finanzielle Schwierigkeiten und musste Konkurs anmelden. Als Sargnagel fungierte ausgerechnet das Modell, das dann auf viele Jahre zur "cash cow" des Hauses wurde: der Traction Avant . Mit Einzelradaufhängung und Vorderradantrieb galt er bald als klassische Gangster-Limousine (von der auch die Polizei ausgiebigen Gebrauch machte). In verschiedenen Varianten wurde der Traction Avant von 1934 bis 1957 gebaut.

Der Firmengründer André Citroën konnte die folgenden Blütejahre des Unternehmens aber nicht mehr miterleben, er starb im Jahre 1935. Als größter Gläubiger übernahm Michelin große Firmenanteile und ließ Produktion und Entwicklung fortsetzen.

Citroën-Hitparade

1936 begann die Entwicklung eines kompromisslos auf Basis-Bedürfnisse ausgelegten Autos für das Volk. Richtig in Schwung kam die Produktion des 2CV erst in der Nachkriegszeit, aber dann richtig! Erstmals im Jahr 1948 produziert, wurde die Herstellung erst im Jahr 1990 nach über 3,8 Millionen verkauften Einheiten eingestellt.

Auf dem Pariser Autosalon des Jahres 1955 debütierte der Nachfolger des Traction Avant: Der Citroën DS ("déesse", die Göttin) zeichnete sich durch eine äußerst windschnittige Form aus und hatte zahlreiche technische Neuerungen an Bord, zum Beispiel die hydropneumatische Federung rundum oder hydraulische Bremskraftverstärkung. Der (die?) DS blieb wiederum zwanzig Jahre lang in Produktion; man sieht auch hier den langen Atem, den der Hersteller mit seinen erfolgreichsten Modellen beweist. Auch der GS (1970 bis 1986), CX (1974 bis 1991) oder der Lieferwagen Typ H (1947 bis 1981) haben sich lange am Markt gehalten.

In Design und Technik bewies die Marke nach dem Krieg zunehmend Mut zur Avantgarde . Vom DS zum CX und dem Luxuscoupé SM brachte man charakterstarke Fahrzeuge auf den Markt, die sich nicht unbedingt am Massengeschmack orientieren. Experimente wie der GS Biroter mit überaus unzuverlässigem Wankelmotor waren nicht von Erfolg gekrönt.

Außerdem war die Firma ab 1968 Mehrheitseigentümer von Maserati - ein exklusives und kostspieliges Engagement. All dies führte zur nächsten wirtschaftlichen Schwäche; im Jahr 1975 übernahm der französische Konkurrent Peugeot das Unternehmen. Seitdem werden unter Flagge des PSA-Konzerns gemeinsam Fahrzeuge entwickelt und auf den Markt gebracht. Auch das sportliche Engagement wurde unter PSA-Ägide verstärkt, zunächst bei der Marathonrallye (Paris-)Dakar, dann in der Rallye-WM.

Nach einer Phase der - kommerziell erfolgreichen - Beliebigkeit setzt Citroën in den letzten Jahren wieder mehr auf eigenständiges Design über der bewährten Konzerntechnik. Das sieht man an der jetzt im kleinen, feinen Premiumsegment positionierten neuen Baureihe DS3 . Studien wie Hypnos oder der möglicherweise ebenfalls für eine Kleinserie auserkorene GTbyCITROËN zeigen den Weg in die nächsten 90 Jahre.

mid/bp, jg

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