Elvis BMW 507 lebt

Einer der spektakulärsten Oldtimer-Entdeckungen der jüngsten Zeit folgt jetzt das glanzvolle Comeback.

Der BMW 507, den der "King of Rock’n’Roll", Elvis Presley, während seiner Militärdienstzeit in Deutschland fuhr und der anschließend fast 50 Jahre lang als verschollen galt, kehrt ins Rampenlicht zurück. Die BMW Group Classic stellt den nach fast zweijähriger intensiver Arbeit in seinen Originalzustand zurückversetzten Roadster am 21. August 2016 im Rahmen des Concours d’Elegance im kalifornischen Pebble Beach erstmals der Öffentlichkeit vor.

Den Besuchern der populären Klassiker-Show wird der BMW 507 mit der Fahrgestellnummer 70079 exakt so präsentiert, wie ihn der Soldat Elvis Presley am 20. Dezember 1958 in Empfang genommen hat: mit einer Lackierung in Federweiß, dem 150 PS starken V8-Aluminium-Triebwerk unter der Motorhaube, Zentralverschluss-Felgen, schwarz-weißem Interieur und einem Radio vom Typ Becker Mexico.

Elvis Presley nutzte den BMW 507 für die Fahrten zwischen seinem Wohnort Bad Nauheim und der US Army Base in Friedburg, stets beobachtet und oft geradezu belagert von weiblichen Fans, die auf dem weißen Lack des Roadsters ihre mit Lippenstift verzierten Liebesbotschaften hinterließen. Für einen Rockstar waren diese Zeichen der Zuneigung nicht unüblich, dem US-Soldaten Presley waren sie dagegen unangenehm. Mit einer Neulackierung des Fahrzeugs in Rot wurde das Problem gelöst.

Im März 1960 beendete Elvis Presley seinen Militärdienst in Deutschland. Auf den heimischen Highways muss ihn die Freude am Fahren im offenen BMW verlassen haben. Denn schon wenige Monate später tauchte der nun rote Roadster mit der Fahrgestellnummer 70079 bei einem Chrysler-Händler in New York auf, der ihn für den aus heutiger Sicht lächerlich niedrigen Preis von 4.500 Dollar an den Radiomoderator Tommy Charles verkaufte.

Charles überführte den Wagen in seine Heimatstadt Birmingham im Bundesstaat Alabama, wo eine zwar sportlich durchaus erfolgreiche, in Sachen Authentizität jedoch eher fragwürdige Karriere begann. Zur Vorbereitung auf Renneinsätze erhielt der BMW 507 einen Chevrolet-Motor, der so viel Platz beanspruchte, dass Teile des vorderen Rahmenträgers herausgeschnitten werden mussten. Auch das Getriebe und die Hinterachse sowie die Instrumente im Cockpit wurden ersetzt. In Daytona Beach/Florida gewann Charles mit dem derart radikal modifizierten Roadster ein Rennen, anschließend startete er noch bei mehreren weiteren Wettkämpfen, bevor er das Fahrzeug im Laufe des Jahres 1963 verkaufte.

Zwei weitere Besitzerwechsel folgten und führten den BMW 507 schließlich nach Kalifornien. Der Raumfahrt-Ingenieur Jack Castor erwarb den Wagen 1968, fuhr ihn zunächst sporadisch im Alltagsverkehr und fasste dann den Entschluss, ihn für eine spätere Restaurierung einzulagern. In Half Moon Bay südlich von San Francisco häufte Castor, ein passionierter Sammler historischer Fahrräder, im Laufe der Jahre auch eine ansehnliche Zahl klassischer Automobile an. Er engagierte sich in mehreren Oldtimer-Vereinigungen und beschäftigte sich intensiv mit der Geschichte der von ihm erworbenen Fahrzeuge.

Auch über seinen BMW 507 stellte Castor ein umfangreiches Dossier zusammen. So stieß der inzwischen pensionierte Ingenieur eines Tages auch auf den Artikel im Magazin "Bimmer". Castor schrieb die Autorin an, berichtete ihr von dem in seinem Besitz befindlichen BMW 507 mit der Fahrgestellnummer 70079 und lud sie zu einer Besichtigung des Fahrzeugs ein. Ihm war bewusst, dass er den ehemaligen Rennwagen des "Bergmeisters" Hans Stuck besaß, über eine Verbindung zu Elvis konnte jedoch auch er bis dato nur spekulieren. Für Jackie Jouret war die Sache hingegen klar. Sie begleitete Jack Castor zu einer Lagerhalle für Kürbisse, in der neben weiteren betagten Fahrzeugen auch der rote BMW 507 untergebracht war. "Jack hatte seine Motorhaube mit Seilen festgezurrt", erinnert sich die Journalistin an den Moment der Entdeckung. "Es dauerte noch eine Weile, bis wir an den Motorraum herankamen und die eingeschlagene Rahmennummer entdeckten: 70079, der Heilige Gral unter den BMW Seriennummern."

Für die geplante Zurückversetzung des Roadsters in seinen Urzustand hatte Jack Castor bereits eine Vielzahl von sorgsam in Kisten verstauten Teilen zusammengetragen. Was fehlte, war ein passender Motor und die Zeit, das Projekt konsequent anzupacken. Doch jetzt kam Bewegung in das Geschehen. Jackie Jouret knüpfte den Kontakt zur BMW Group Classic, wo neue Erkenntnisse über die Identität des von Elvis Presley in Deutschland genutzten BMW 507 gesammelt wurden, mit denen sich die in den USA recherchierten Indizien bestätigen ließen.

Jack Castor war nicht daran interessiert, den unverhofften zusätzlichen Ruhm seines BMW 507 in schnelles Geld umzumünzen. Doch der Kontakt zur BMW Group Classic wurde vertieft. Nach mehreren Jahren und vielen Gesprächen mit den Experten für Oldtimerrestaurierungen bei BMW, Klaus Kutscher und Axel Klinger-Köhnlein, kam eine Vereinbarung zustande. Sie beinhaltete neben dem Erwerb des Fahrzeugs durch die BMW Group Classic auch den authentischen Wiederaufbau des Fahrzeugs nach den Vorstellungen Castors.

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