40 Jahre Peugeot 604

Vor 40 Jahren hat Peugeot mit dem 604 ein neues Flaggschiff präsentiert.

Die Erwartungen an den 1975 präsentierten Peugeot 604 waren hoch - schließlich stand er in der Tradition des Sechszylinder-Modells Peugeot 601, das in den 1930er Jahren auf formvollendete Weise zeigte, welche Fahrkultur prestigeträchtige Automobile französischer Provenienz bieten konnten. Jetzt war es der luxuriöse Peugeot 604, der mit dem ersten neu entwickelten französischen Sechszylinder der Nachkriegszeit nach oben wollte.

Zu Recht, wie damals die automobile Fachwelt feststellte. "Fachleute sind fest davon überzeugt, dass er in seiner Klasse der Komfortabelste ist", konnte die Peugeot-Werbung deshalb die hervorragenden Bewertungen eines frühen Vergleichstests resümieren. Zur Halbzeit seiner über zehnjährigen Produktionszeit überraschte der Peugeot 604 als erste in Europa verkaufte Oberklasselimousine mit einem ebenso leistungsstarken wie effizienten Turbo-Dieselmotor. Gleich mit welchem Motor - global begeistern konnte die in über 153.000 Einheiten verkaufte Luxuslimousine auch durch ihre zeitlos eleganten Linien: Das Ergebnis einer erfolgreichen Kooperation zwischen dem Peugeot Centre de Style und dem italienischen Stardesigner Sergio Pininfarina. Überdies entwickelten die französischen Karosseriebauer Heuliez und Chapron Langversionen und Landaulets, wodurch der Peugeot 604 auch die Funktion einer repräsentativen Staatslimousine übernahm.

Führungsanspruch in der Premiumklasse meldete der Peugeot 604 schon durch sein Format an, galten doch 4,72 Meter Länge vor 40 Jahren als adäquat für eine europäische Luxuslimousine. Zusätzliche optische Länge und distinguierte Eleganz gewann der Peugeot 604 durch die auf den seitlichen Karosserieflächen mittig angeordneten Schutzleisten. Wer noch mehr Raum wollte, konnte die Limousine mit um bis zu 62 Zentimeter verlängertem Radstand ordern, der dann vom Karosseriewerk Heuliez in Form des Peugeot 604 HLZ realisiert wurde. Zusätzliche Klappsitze im Fond, Fernsehen, Bar und Bürokommunikationstechniken prädestinierten den Peugeot 604 HLZ für präsidiale Aufgaben. Denen wurde auch das Basismodell des Peugeot 604 mit opulenter Serienausstattung gerecht: Statt der bei anderen Marken üblichen langen Aufpreislisten umfassten die Optionen beim Peugeot 604 anfangs nur die Positionen Getriebeautomatik, elektrisches Schiebedach und Ledersitze.

So war der Peugeot 604 über viele Jahre fester Bestandteil des präsidialen Fuhrparks in Frankreich und besonders Staatspräsident Valéry Giscard d'Estaing empfing mit der größten Limousine der Löwenmarke viele Staatsgäste. Auch die politische und gesellschaftliche Prominenz anderer Nationen vertraute auf die Führungsqualitäten des Peugeot-Flaggschiffs.

In Frankreich wurde die Vorstellung des neuen V-Sechszylindermotors als Ereignis nationaler Bedeutung gewürdigt. Schließlich symbolisierte dieses Triebwerk - das 1974 zuerst im Peugeot 504 Coupé debütierte und wenige Monate später auch in der 604 Limousine glänzte - die Rückkehr in die Prestigeklasse, die bis zum Zweiten Weltkrieg maßgeblich von französischen Marken geprägt worden war. Zugleich ist der leichtgewichtige Aluminium-Motor aber auch ein frühes Beispiel für Downsizing, sollte er doch zunächst als V8 in Serie gehen. Nach der Energiekrise von 1973/74 war jedoch maximale Effizienz im Premiumsegment wichtiger als die größtmögliche Zylinderzahl. Deshalb wurde das Aggregat als 2,7-Liter-V6 realisiert, der im Peugeot 604 SL 100 kW / 136 PS leistete. Noch effizienter war der zwei Jahre später eingeführte Peugeot 604 TI mit K-Jetronic-Einspritzanlage und serienmäßigem Fünfganggetriebe. Dieser zugleich auf 106 kW / 144 PS erstarkte V6 war nicht nur sparsamer im Verbrauch, sondern darüber hinaus auch noch umfassender ausgestattet als das Vergasermodell. Der Anfang kontinuierlicher Weiterentwicklungen, mit denen das Peugeot Flaggschiff bis zum Ende seiner langen Produktionszeit eine Führungsposition belegen sollte - zuletzt als 604 GTI mit auf 2,85-Liter Hubraum vergrößertem V6 und 110 kW / 150 PS Leistung.

Schnelle Turbo-Diesel in der Business Class waren für europäische Autokäufer in den 1970er Jahren unvorstellbar - bis im Jahr 1979 der Peugeot 604 D turbo vorfuhr. Mit dem neu entwickelten 59 kW / 80 PS "starken" 2,3-Liter-Vierzylinder mit Garrett-Turbolader präsentierte Peugeot den ersten Turbodiesel-Pkw der Welt, der in Europa verkauft wurde. Aber nicht nur dort, auch in Nordamerika (wo Mercedes einen 300 SD anbot) fand der luxuriöse und bis zu 157 km/h schnelle Diesel Fans. Mehr noch als durch sein Temperament punktete der Peugeot 604 D turbo durch seinen Normverbrauch um die sechs Liter auf 100 km.

dpp-autoreporter/wpr

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