Ford Focus 1.6 TDCi Econetic im Test

Darf's ein bisserl weniger sein?

Kaum ein Autohersteller, der derzeit nicht versucht seine Modellpalette "grüner" zu gestalten, kein Wunder ist doch CO2 in aller Munde. Die gesamte Industrie steht mehr oder weniger unter Druck, möglichst rasch Lösungen zu präsentieren, wie die Autos spritsparender und damit umweltfreundlicher werden. Da man aber nicht von heute auf morgen mit revolutionären Techniken aufwarten kann und das Thema Elektroautos in frühestens zwei Jahren überhaupt ein halbwegs ernstzunehmendes sein wird, arbeiten viele Hersteller derzeit daran, aus den vorhandenen Technologien das Maximum herauszuholen. Sei es Bluemotion, Ecomotive, DrivE oder eben Econetic - all diese Kürzel lassen den interessierten Käufer wissen, dass man es hier mit einem besonders sparsamen Auto zu tun hat.

Wir haben dem Ford Focus Econetic näher auf den Zahn gefühlt. Rein optisch ist der "Öko-Focus" kaum von den herkömmlichen Modellen zu unterscheiden, schmale Reifen reduzieren den Rollwiderstand, zudem ist die Karosserie aus Gründen der Windschlüpfrigkeit etwas tiefer gelegt. Im Innenraum merkt man zunächst überhaupt nichts, die Angst mancher Leute, dass es sich bei den Spritsparern um nackte Sparmodelle handelt, ist unbegründet. Kürzlich optisch etwas aufgefrischt und untadelig verarbeitet, fühlt man sich wohl im Ford Focus.

Erst im Fahrbetrieb dann ein Unterschied zu den normalen Modellen, eine Schaltanzeige mahnt den Fahrer zum frühen Hochschalten und damit letztlich zum Spritsparen. Stichwort Spritsparen: 4,3 Liter Diesel soll der 1,6 Liter Motor mit 109 PS auf 100 km benötigen, dabei 115g CO2 pro Kilometer ausstoßen. Wie wir wissen sind die Werksangaben oftmals graue Theorie, unter idealen Bedingungen und ohne zusätzliche Verbraucher wie etwa eine Klimaanlage getestet. Wir waren gespannt, wie sich der Econetic-Focus im Alltag schlagen würde.

Was die Fahrleistungen betrifft, muss man keine Abstriche machen, in 10,9 Sekunden steht Tempo 100 km/h auf dem Tacho, das ist auf die Zehntel-Sekunde gleich viel wie beim normalen Focus TDCi. Der Verbrauch liegt im sorglosen Alltagsbetrieb bei 5,9 Litern , doch deutlich von der Werksangabe entfernt und nicht rekordverdächtig. Wir wollten aber natürlich auch wissen, was bei sehr passiver Fahrweise passiert, ob der Unterschied auch wirklich spürbar ist. Wer also bewusst früh hochschaltet, viel gleitet und das Tempolimit auf Autobahn und Landstraße nicht immer ausreizt, der spart alle 100 Kilometer einen Liter Diesel.

Weniger als 4,9 Liter sind dann aber kaum noch möglich , es sei denn, man verzichtet auf den Einsatz der Klimaanlage. Laut Ford liegt das Econetic-Sparpotenzial im Vergleich zum normalen Dieselmodell gerade einmal bei 0,2 Litern auf 100 km bzw. vier Gramm CO2. Der Focus ist unter den drei Econetic-Modellen übrigens das Modell mit dem geringsten Einsparungspotenzial, beim Fiesta sind es 0,5 Liter, beim Mondeo sogar 0,7 Liter auf 100 km.

Preislich fällt der Unterschied zum gleich starken Ford Focus 1,6 TDCi dafür auch nicht so stark ins Gewicht, der Eco-Zuschlag liegt bei 500 Euro und kostet somit 2.100 Euro. Für faire 545 Euro gibt es im Paket neben einer Klimaautomatik auch ein Lederlenkrad und einen Tempomaten dazu. Ob das Econetic-Modell Sinn macht, muss wohl jeder für sich entscheiden, fest steht, dass das mit Abstand größte Sparpotenzial im rechten Fuß des Fahrers liegt. Denn ein Liter lässt sich in der Praxis durchaus einsparen und bis die Werksangabe um einen Liter sinkt, vergeht wohl noch einige Zeit.

Auf der IAA in Frankfurt wurde übrigens bereits die zweite Econetic-Generation vorgestellt, die dann unter anderem auch über eine Start-Stopp-Automatik verfügt und nur noch 99 Gramm CO2 pro Kilometer ausstoßen soll. Auch viele andere Hersteller setzen derzeit alles daran, die scheinbar magische Grenze von 100g CO2 pro Kilometer zu durchbrechen, zumindest in der Theorie.