Ford Ranger 3.0 TDCi Limited Automatik - Testbericht

Ein bisschen Texas, made in Thailand

When you're in Texas, look behind you - 'cause that's where the Ranger's gonna be. (Chuck Norris) ...bis Texas braucht man sich nicht zu bemühen, um des Ford Ranger ansichtig zu werden. Jedenfalls nicht, wenn es um das Europa-Modell geht, denn es gibt auf der Welt zwei Fahrzeuge dieses Namens.

Der Ranger für Texas und Umgebung ist ein viel älteres Fahrzeug, das seit den frühen 1980ern mitgeschleppt wird. Die bei uns erhältliche Version ist da technisch um einiges frischer. Seit Ende 2006 ist das aktuelle Modell des Pickup auf dem Markt, kürzlich hat er ein Facelift verordnet bekommen. Gebaut wird er in Thailand, und die knorrige Plattform unter dem robusten Blech teilt er sich weitgehend mit dem Mazda BT-50. Und fesch ist er schon : Der verfeinerte Look des 5,2 Meter langen und 1,8 Meter hohen Ranger, mit selbstbewusster Kühlerpartie, ist wirklich gelungen.

Varianten

Es gibt den Allradler für's Grobe mit zwei oder vier Türen , die zweitürige Version allerdings nur in der Basisversion XL mit dem kleineren der beiden verfügbaren Duratorq-Aggregate. Der 2,5 Liter-Turbodiesel leistet 105 kW / 143 PS. Hier beginnt auch die Ranger-Preisliste mit 21.900 Euro exkl. MwSt. oder brutto 26.280 Euro. Die NoVA wird beim Pickup nicht verrechnet.

Wir hatten die geräumigere Doppelkabine im Test, und zwar in Verbindung mit dem 3,0 Liter-Motor , er bringt 115 kW / 156 PS und ein Drehmoment von 380 Nm bei 1.800 U/min mit. Ihn gibt es nur in Kombination mit der viertürigen Doppelkabine, und auf Wunsch auch mit einer Fünfgang-Automatik. Dieser Antrieb ist nur mit den beiden höchsten Ausstattungen Limited und Wildtrak zu haben; die von uns getestete Fünfgang-Automatikversion bekommt man überhaupt nur als Limited.

Zu zahlen sind für dieses Fahrzeug 30.000 Euro exkl. MwSt. oder brutto 36.000 Euro; an Extras hatten wir die Laderaumabdeckung (1.050 Euro) und eine Anhängekupplung (500 Euro) an Bord. Als Limited schmückt sich der Ranger mit Zierrat wie z.B. verchromtem Überrollbügel, 16-Zoll-Leichtmetallrädern, Metallic-Lackierung, Chromakzenten an den Außenspiegeln und Nebelscheinwerfern. Die Ausstattung entspricht einem komfortablen Pkw mit fernbedienter Zentralverriegelung, höhenverstellbarem Lenkrad, Radio mit Sechsfach-CD-Wechsler, elektrisch justier- und beheizbaren Außenspiegeln, Parkassistent hinten, elektrischen Fensterhebern rundum, Klimaanlage und Teillederbezug für die (vorne beheizbaren) Sitze. Zur Sicherheit: Vier Airbags wachen über die Passagiere in Sitzreihe 1, ein Antiblockiersystem hilft fahrwerksseitig. ESP gibt es keines.

Verdeckte Ermittlung

Ein unserer Meinung nach verzichtbares Zubehör ist die Laderaumabdeckung . Sie ist im Bedarfsfall nicht ohne weiteres zu entfernen, die Klappe schwingt auch nicht allzu weit auf. Baldachin-artig bis auf Dachhöhe hochgestellt, limitiert sie die zulässige Höchstgeschwindigkeit auf 80 km/h. Alles in allem schränkt sie den Nutzwert der Ladefläche doch deutlich ein; optisch bringt sie unserer Ansicht nach auch nicht viel. Unsere Meinung: Entweder offene Pritsche oder gleich ein Hardtop!

Die Verarbeitungsqualität ist in Ordnung, die Materialien sind klarerweise immer noch aus dem Nutzfahrzeugbereich. Wirklich störend ist nur der Automatik-Wählhebel aus einem besonders pickigen Hartgummi. Dort nervt auch die Overdrive-Taste, die auf die zarteste Berührung reagiert und außerdem genau auf Kniehöhe liegt. Etwas schlecht abzulesen sind die drei Zusatzinstrumente auf der Mittelkonsole; Neigungsmesser längs und seitlich sowie Kompass werden im Alltagseinsatz aber wohl nicht sehr oft gebraucht. Ansonsten lebt es sich im Fahrgastraum kommod, zumindest vorne. In Reihe 2 fällt der Kopfraum etwas knapp aus. Die Rücksitze stehen auch sehr steil im Raum, die beiden Kopfstützen sind nicht justierbar und ein bisschen niedrig.

Ranger on patrol

Auch der Fahrkomfort ist durchaus nicht schlecht, dies wiederum mit der Fußnote "für ein Nutzfahrzeug". Leider gibt es kein ESP und somit, wenn man nicht aufpasst, den einen oder anderen unfreiwilligen Driftwinkel im Kreisverkehr. Eine etwas vorausschauende Fahrweise ist bei rutschiger Fahrbahn schon angebracht! Noch besser: Man schaltet von Heck- auf Allradantrieb um, wenngleich sich der Ranger dann z.B. beim Einparken stark verspannt. Die Lenkung ist leichtgängig, aber eher indirekt und nicht sehr feinfühlig. Mit steigender Zuladung bessert sich die Tendenz zum Trampeln und Springen über kurze Bodenwellen. Und zuladen kann man eine Menge, nämlich bis zu 980 Kilo.

Knapp 1,8 Tonnen Eigengewicht bringt der Ranger mit. Mit denen hat der 3-Liter-Turbodiesel keine Mühe, die eingetragene Höchstgeschwindigkeit von 170 km/h finden wir glaubhaft. Das Autobahnlimit wird stress-, wenn auch nicht geräuschfrei erreicht. Die Automatik arbeitet nach der alten Schule, der Motor versprudelt also gefühlsmäßig etwas zuviel Kraft, bevor irgendwelche Gangwechsel stattfinden. Da wird mehr Geräusch und weniger Vortrieb produziert als erhofft. Im Test haben wir uns bei einem Verbrauch um die 11 Liter bewegt; für Spritsparmeister ist das Schaltgetriebe sicher die bessere Wahl

Seine wahren Stärken spielt der Ranger dann abseits des Asphalts aus. Das Fahrwerk zeigt sich auch auf rumpeligen Knüppelpfaden gnädig mit den Insassen. Die Vorderachse wird mittels Drehknopf zugeschaltet, dank Geländeuntersetzung zieht der Wagen sich auch aus gröberem Dreck. Im Gelände stören eher die Seitenschweller, und es ist halt auch schade um den Metalliclack... Die Offroad-Eckdaten (bei unbeladenem Fahrzeug): 20,7 cm Bodenfreiheit, Böschungswinkel vorne 34 und hinten 33 Grad, Rampenwinkel 28 Grad, maximaler Kippwinkel 49 Grad, 75 cm Wattiefe.

Testurteil

Plus: echte 4x4-Qualitäten; souveränes Auftreten; komplette Ausstattung

Minus: auch im Fahrkomfort mitunter "heavy duty"; bei Nässe starkes Übersteuern; etwas träge Automatik

Testurteil:
Verarbeitung: 1
Ausstattung: 2
Bedienung: 2-3
Komfort: 3-4
Verbrauch: 2-3
Fahrleistung: 2
Sicherheitsausstattung: 3

Resümee: Für Großstadt-Cowboys zu schade. Der Ford Ranger belohnt etwas Verzicht auf Komfort mit echten Allrad-Fähigkeiten. Wer nur Autobahnkilometer macht, wird dieses Fahrzeug eher als Fehlbesetzung empfinden.