Hyundai Tiburon 2.7 V6 im Test

Kleiner Krawallo

Hyundai ist bei uns immer noch ein Synonym für preiswerte Autos. Da scheinen 28.900 Euro für den Tiburon 2,7 doch recht üppig, auch wenn ein quer eingebauter V6 das Fahrzeug befeuert. Zumal sich der Koreaner in einer recht exklusiven Nische tummelt. Nach dem Facelift 2005 kommt er deutlich glatter daher als der kurvenreiche Vorgänger. Doch das Coupé hat durchaus seine angenehmen Seiten und beweist sich auf kurvigen Straßen als echter Sportler.

Die fließende Linie des Tiburon ist durchaus gefällig. Hyundai sagt, neun von zehn Käufern geben als Kaufgrund das Design an . Hier wurden die Hausaufgaben gemacht: In klassischer Linienführung gezeichnet, wirkt das knapp 4,40 Meter lange, 1,76 Meter breite und 1,33 Meter in der Höhe messende Coupé dank langer Motorhaube, ansteigender Seitenlinie, betonter Kotflügel, hoher Gürtellinie und stämmiger Heckpartie wie ein zum Sprung bereites Raubtier. Der Fahrer fällt tief in die Sportsitze und freut sich über guten Seitenhalt. Die Verstellmöglichkeiten sind allerdings begrenzt. Drei Rundinstrumente in der Mittelkonsole, darunter eine Anzeige für die bereitstehenden Newtonmeter, weisen den Sportler auch hier aus. Das ist gut gemacht, auch die Verarbeitung stimmt.

Das gilt auch für den Sound des Sechszylinders, der bei mittleren Drehzahlen sonor vor sich hinbrummt und mit seinen 123 kW / 167 PS ausreichend Kraft bereithält. 245 Newtonmeter stehen bei 4000 Touren bereit, genug für flotte Beschleunigungsvorgänge, wenn man den Motor auf Drehzahl hält. 220 km/h Höchstgeschwindigkeit sind für ein Coupé keine Offenbahrung, aber ausreichend. Genau wie ein Spurt von Null auf 100 km/h in 8,2 Sekunden . Rasen ist nicht angesagt, weil sich der Koreaner ab Tempo 180 zum echten Krawallo entwickelt. Die Kombination aus lautem Motorengeräusch und dem Singsang des Windes an der A- und B-Säule ist auf der Langstrecke etwas nervig. Die Scheibenwischer gerieten bei hohem Tempo ebenfalls an ihre Grenzen: Der Anpressdruck ließ sie nur noch in Zeitlupe über die Frontscheibe gleiten.

Das Fahrwerk lässt sich getrost unter dem Motto "hart, aber herzlich" beschreiben. Es ist straff und wird komfortorientierte Piloten schnell an ihre Grenzen treiben. Besonders auf schlechten Straßen ist die Rückmeldung jeder Unebenheit auf dem Asphalt fühlbar, außerdem scheint der Hyundai Tiburon hier nicht sonderlich verwindungssteif. Doch die sportliche Auslegung sorgt auch für Fahrspaß . Trockenes Einlenkverhalten, gute Bremsen, sauber geführte Sechsgang-Schaltung, so muss ein Coupé sich anfühlen. Wüste Manöver bremst das ESP wirksam ein. Wer auf der Autobahn richtig Gas gibt, wird sich an dem kleinen Tank stören, der 55 Liter fasst und nach 350 bis 400 Kilometern leer ist. Dafür gibt sich das Coupé mit Normalbenzin zufrieden, im Schnitt waren es elf Liter (Gesamtverbr. 9,9 Liter lt. Werk).

Offiziell bezeichnet Hyundai sein Coupé als 2+2 Sitzer. Doch die Fondplätze sollten auf längeren Strecken nur Kindern zugemutet werden . Der Kofferraum fasst ordentliche 312 Liter und lässt sich durch das Umlegen der Rückbank urlaubstauglich machen, falls nur zwei Personen verreisen. Die Ausstattung ist komplett: Lederbestuhlung, 17-Zoll-Leichtmetallräder, ABS, EBD und ESP, vier Airbags, zahlreiche elektrische Helfer, Tempomat oder eine Klimaautomatik fahren immer mit. Für die Automatikversion (die dem Sportler allerdings etwas Schwung raubt) muss man 1.000 Euro zusätzlich einkalkulieren. So relativiert sich der anfangs hoch erscheinende Preis wieder. Ein Hyundai-typisches Schnäppchen ist der Tiburon nicht. Aber eine Alternative in seinem Segment allemal.

auto-reporter