Lada Kalina 1119 - Testbericht

Das automobile Grundbedürfnis

Stufenhecklimousinen sind in Österreich in den unteren Fahrzeugklassen wenig beliebt. Dennoch hat Lada im Herbst 2006 mit dem Typ 1118 eben jene Version seines neuen Kleinwagens Kalina zuerst auf den Markt gebracht. Nach knapp einem Jahr folgt nun das Schrägheckmodell Typ 1119 .

Der Kalina ist Hoffnungsträger für den Importeur, die Lada Automobile GmbH, denn bis auf den legendären Niva sind die Modelle aus Russland in Österreich kaum begehrt. Nach wie vor verkaufen sich die Fahrzeuge vor allem über den Preis. Der Basispreis liegt bei 9.154 Euro (inkl. Metallic-Lackierung).

Um es gleich vorwegzunehmen, ABS gibt es auch gegen Aufpreis nicht . Erstmals bekommt der Käufer im Kalina aber serienmäßig zwei Airbags dazu. Zur Serienausstattung gehören elektrische Fensterheber vorne, ein höhenverstellbares Lenkrad und einen einfach zu bedienenden Bordcomputer . Geblieben ist der ganz eigene Geruch, der allen Neuwagen von Lada anhaftet. Vielleicht wäre das einmal eine Idee für "Wetten, dass… (Autos an ihrem Duft im Innenraum erkennen)?" Zum Glück sind die (vermutlich) Plastikausdünstungen aber längst nicht mehr so stark wie in früheren Modellen.

Das Cockpit ist im schlichten zweifarbigen Hartplastiklook gehalten , aber durchaus gefällig gestaltet. Lediglich die Türverkleidung wirkt billig . Auf größere Ablagemöglichkeiten muss im Innenraum verzichtet werden. Dafür erhält der Käufer ein Auto, das mit seinen kurzen Überhängen den Raum gut ausnutzt und auch hinten Sitzenden viel Platz bietet. Der Kofferraum hat mit 260 Litern Gepäckvolumen klassenübliches Niveau und lässt sich durch die geteilte Rücksitzbank bis auf 600 Liter (Fensterunterkante) vergrößern. Die Heckklappe öffnet erfreulich weit nach oben . Über jeden Zweifel erhaben ist das leistungsstarke Gebläse, das für die verschiedenen Klimazonen des russischen Riesenreiches ausgelegt ist.

Äußerlich erinnert der Lada an den Opel Corsa der letzten Generation. Der rau laufende Motor klingt beim Anfahren eher wie ein Diesel. Das Geräuschniveau hält sich bis Autobahnrichtgeschwindigkeit aber in Grenzen. Der 1,6-Liter-Benziner ist kein Temperamentsbolzen, reicht jedoch, um gut im Verkehr mit zu schwimmen. Die Höchstgeschwindigkeit von 165 km/h erreicht der Kalina allerdings nur mit etwas Anlauf. Die Federung ist straff, aber nicht unkomfortabel und bügelt - ebenfalls auf die Bedürfnisse des Heimatmarktes zugeschnitten - gröbere Unebenheiten glatt, ohne dass es irgendwo klappert oder knirscht.

Die Bedienung verlangt nach zupackenden Händen und Füßen. Bremse, Schaltung und Blinklichtschaler wollen stets mit Nachdruck bedient werden. Die Servolenkung hingegen arbeitet federleicht , ist allerdings extrem lang übersetzt. Der kleine Lada neigt dabei deutlich zum Übersteuern. Nach zwei, drei Tagen hat man sich an diese Eigenheiten des kleinen Russen aber gewöhnt und kommt gut damit zurecht.

Angesichts der eher bescheidenen Fahrleistungen wirkt der ermittelte Durchschnittsverbrauch von 7,9 Litern auf 100 Kilometer etwas zu hoch. Lada selbst gibt nach NEF-Zyklus 7,1 Liter an. Optional ist gegen Aufpreis eine Autogasanlage lieferbar. Sie hilft, die Kraftstoffkosten um bis zu 50 Prozent zu senken.

Keine Frage, mit dem Kalina hat Lada einen großen Qualitätssprung nach vorne gemacht. Das größte Plus sind der Platz und der Preis, das größte Manko ist das fehlende ABS. Das wird es voraussichtlich erst ab Mitte nächsten Jahres beim Priora geben, der den 110 ablöst. Bis dahin erfüllt der kleine rustikale Exot aus Russland das automobile Grundbedürfnis besonders preisbewusster Kunden - nicht mehr, aber auch nicht weniger.

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