Mercedes Citan - Testbericht

Der Citan rundet die Mercedes-Nutzfahrzeugpalette nach unten hin ab und ist auch in einer PKW-Version erhältlich. Unser Test zeigt, was der kleine Familienfreund kann.

Mit dem Citan bietet Mercedes jetzt auch einen kompakten Stadtlieferwagen an. Die Basis dafür kommt vom Renault Kangoo, was man dem Citan auch stark ansieht. Neben der Nutzfahrzeugvariante steht auch eine PKW-Version zur Verfügung, die auch junge Familien mit hohem Platzbedarf ansprechen soll.

Ganz ein Mercedes ist der Citan dann beim Preis. Der 109 CDI mit 90 Diesel-PS kommt in der Basisversion auf 20.089,80 Euro, bietet dabei aber kaum Komfort-Features. Neben der kompletten Sicherheitsausstattung wie ABS, ESP und sechs Airbags, können sich die Kunden beim Basispreis nur noch über eine Servolenkung, eine Zentralverriegelung mit Funkfernbedienung und ein automatisches Tagfahrlicht freuen.

Um ein bisschen den Hauch von Luxus zu versprühen, hatte unser Testfahrzeug daher noch eine lange Liste an Optionen mit dabei. Unter anderem brachten ein Lederlenkrad, elektrische Fensterheber vorne, eine Klimaanlage, ein Radio, ein Bordcomputer, elektrisch verstell- und anklappbare Außenspiegel, eine Mittelarmlehne mit Staufach, eine Dachreling, lackierte Stoßfänger, eine Metallic-Lackierung, in Wagenfarbe lackierte Außenspiegel, eine Sitzheizung, 16"-Leichtmetallfelgen, Teppichboden im Fahrgast- und Kofferraum, eine Einparkhilfe hinten, eine Außentemperaturanzeige, ein Bordcomputer, Nebelscheinwerfer und ein paar andere Kleinigkeiten den Citan auf einen Endpreis von 26.534,70 Euro.

Trotz des hohen Preises konnte der Citan seinen Nutzfahrzeugcharakter im Innenraum nicht verbergen. Vor dem Fahrer baut sich eine karge Plastikwüste auf, die in puncto Materialanmutung von den PKW-Modellen von Mercedes in etwa so weit entfernt ist wie Wien von New York.

Bis auf den Mercedes-Stern in der Mitte des Lenkrads, den Lichtschalter und den Multifunktionshebel erinnert im Innenraum auch rein gar nichts an einen Mercedes. Die Schalter wurden ebenso wie die Anzeigen für Tacho, Drehzahlmesser und Bordcomputer von Renault übernommen. Dafür sind alle Funktionen einfach zu bedienen und auch sehr griffgünstig angebracht, der Citan gibt dem Fahrer keinerlei Rätsel auf. Auch das Platzangebot ist vorzüglich, und durch die hohe Bauweise und die damit verbundenen großen Fensterflächen ist auch die Rundumsicht genial ausgefallen.

Die Passagiere haben auf allen Plätzen genug Raum für Knie und Kopf, kleine Fahrer könnten dabei sogar noch einen Zylinder tragen und würden noch immer nicht am Dach anstoßen. Größere Fahrer vermissen jedoch ein auch in der Länge verstellbares Lenkrad und eine bessere Schenkelauflage, die Sitzfläche ist eher für kleinere Personen konzipiert.

Sehr großzügig ist das Kofferraumvolumen bemessen, welches von 685 bis 3.000 Liter reicht. Hinzu kommen unzählige Ablagen wie etwa auch ein großes Fach über den Sonnenblenden oder der Stauraum in der optionalen Mittelarmlehne, der es in Bezug auf das Fassungsvermögen schon mit manchem Kofferraumvolumen von Supersportautos aufnehmen kann.

Unter der Haube des Citan schlummert der 1,5 Liter Dieselmotor, der auch im Kangoo seine Arbeit bravourös verrichtet. Mit einer Leistung von 90 PS (66 kW) ist der Citan genügend stark motorisiert, zumindest wenn man vor allem in der Stadt unterwegs ist. Sein maximales Drehmoment von 200 Nm liefert der Diesel zwischen 1.750 und 3.000 U/Min, wodurch man schon von Start weg viel Kraft zur Verfügung hat.

Für die Beschleunigung von 0 auf 100 km/h benötigt der Citan 109 CDI 13,3 Sekunden, die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 160 km/h. Lediglich beim Herausbeschleunigen aus höheren Geschwindigkeiten geht dem Citan nach oben hin dann die Puste aus, und man würde sich vielleicht mehr PS wünschen.

Auf jeden Fall wünschenswert wäre ein weiterer Gang. Das serienmäßige 5-Gang-Getriebe lässt sich zwar sehr einfach und gut schalten und reicht auch für den Betrieb im urbanen Umfeld total aus, wer jedoch öfters außerhalb der Stadt unterwegs ist, hätte auf jeden Fall gerne einen 6. Gang. Bei Autobahntempo verweilt der Drehzahlmesser nämlich schon in einer hohen Region, und im Innenraum macht sich ein lautes Dröhnen breit, welches den Fahrkomfort erheblich mindert.

Bis zu Tempo 90 km/h ist der Citan eigentlich sehr angenehm und leise zu bewegen. Auch sein straffes Fahrwerk und die angenehme Federung gefallen gut. Im Handling würde man dem Citan kaum anmerken, dass man nicht mit einem normalen PKW unterwegs ist. Die leichtgängige Lenkung gefällt dabei ebenso wie der gute Wendekreis, der dem Citan vor allem in seiner Funktion als Stadtlieferwagen Vorteile bringt.

Passabel ist auch der Verbrauch des 90 PS-Dieselmotors. An die vom Werk angegebenen 5,0 Liter sind wir zwar nicht heran gekommen, mit 6,0 Liter ist er aber in Anbetracht der Windschlüpfrigkeit eines Wandschranks noch recht sparsam unterwegs. In der Stadt hilft zudem eine Start/Stopp-Automatik beim Sparen, dafür kostet das Fehlen des 6. Gangs bei Autobahntempo wieder mehr Sprit.

Der Mercedes Citan wird vor allem im Nutzfahrzeugsegment Kunden ansprechen, die auch in den größeren Klassen auf Mercedes setzen und so mit einer reinen Mercedes-Flotte bei Wartung und Service auf einen Partner zählen können. Im Segment der Hochdachkombis für Familien wird es der Citan aber sehr schwer haben sich gegen die starke Konkurrenz durchzusetzen.

Tugenden, die man an Mercedes-PKW-Modellen schätzt, finden sich beim Citan kaum und rechtfertigen somit auch nicht den im Vergleich zur Konkurrenz hohen Preis. Wer viel Platz benötigt und auf den Stern am Kühlergrill nicht verzichten möchte, findet mit dem Mercedes Citan aber sicher einen zuverlässigen Partner.

Was uns gefällt:

das Platzangebot

Was uns nicht gefällt:

die Materialanmutung, die Geräuschkulisse, die Verarbeitung

Testzeugnis:

Ausstattung Sicherheit: 2
Ausstattung Komfort: 3
Verbrauch: 2
Fahrleistung: 2-
Fahrverhalten: 2
Verarbeitung: 3
Platzangebot Fahrer/Beifahrer: 1
Platzangebot Rückbank: 1
Kofferraum: 1
Ablagen: 1
Übersichtlichkeit: 1