Mercedes SLR McLaren Roadster 722 S im Test

Der 335 km/h schnelle Mercedes-Zweisitzer spurtet in 3,7 Sekunden auf Tempo 100 km/h

In der britischen Formel 1-Schmiede McLaren wird nun die vierte Variante des Super-Sportwagen SLR gefertigt. Der Mercedes-Benz SLR McLaren Roadster 722 S folgt dem Coupé 722 Edition. Im Gegensatz zum "normalen" SLR Roadster (626 PS / 780 Nm) wird der 722 S von einem leistungsgesteigerten 5,5-Liter V8-Kompressormotor mit 650 PS und einem maximalen Drehmoment von 820 Nm angetrieben. Der 335 km/h schnelle Mercedes-Zweisitzer spurtet in 3,7 Sekunden auf Tempo 100 km/h und kostet 614.496 Euro .

Zahlen können Schall und Rauch sein, wenn man nicht die Leistungscharakteristik des SLR live erlebt hat. Emotion pur verspürt, wer den 650 Pferdestärken die Sporen gibt. Wir hatten Glück während einer Ausfahrt unter der herbstlichen Sonne Südfrankreichs die geballte Kraft des Zweisitzers zu genießen - rechzeitig vor dem Winter und vor der Auslieferung der ersten Modelle an die Kunden Anfang 2009 . Die Käufer des SLR sind eine eingeschworene Gemeinschaft, die auch ganz exklusiv im SLR.Club (Mitgliedschaft bei Kauf eines SLR) ihrem Hobby frönen können. Viele Eigner haben bereits ein Coupé oder aber bestellen jetzt mit dem Roadster 722 S ihre vierte SLR-Variante . In Kundenkreisen wird über Geld selten gesprochen, außer es geht um Geschäfte, die unter Gleichgesinnten im SLR.Club gerne getätigt werden - Homebase ist der Circuit Paul Ricard mit angeschlossenem Privat-Flugplatz, Golfplatz und Luxus-Hotel im südfranzösischen Le Castellet.

Im Wettbewerbsumfeld der Super-Sportwagen nimmt der SLR eine Sonderstellung ein. Hintergrund: Mercedes-Benz nutzt die Sicherheitsvorteile, die der Carbon-Werkstoff bietet, für die Karosserie des SLR McLaren Roadster und fertigt den offenen Zweisitzer fast komplett aus diesem exotischen Material. Der Motorsport-Weltverband FIA schreibt schon seit Jahren für die Formel-1-Konstruktionen aus Carbonfaser-Verbundwerkstoffen vor. McLaren setzte bereits 1981 das Kohlefaser-Chassis ein, schon wenig später waren alle F-1-Rennwagen mit solch einem Chassis ausgerüstet. Es besteht aus einem Monocoque, das dem Rennfahrer einen hochfesten Überlebensraum bietet und Crashstrukturen, die Aufprallenergie sehr effektiv und gleichmäßig abbauen.

Das gleiche Prinzip wendet Mercedes-Benz für den SLR Roadster an, der seinen Passagieren beim Frontal-, Seiten- oder Heckaufprall einen sehr steifen und damit sicher geschützten Raum bietet. "Natürlich lässt sich Formel-1-Sicherheitstechnik nicht zu hundert Prozent in ein für den Alltag bestimmtes Fahrzeug übertragen, bei dem auch Komfortkriterien berücksichtigt werden müssen", erklärt Dr. Rodolfo Schöneberg, Leiter der Pkw-Sicherheitsentwicklung bei Mercedes-Benz. "Aber wir schöpfen die positiven Eigenschaften der in der Formel 1 verwendeten High-Tech-Materialien aus, um den Passagieren im Mercedes SLR McLaren Roadster ein selbst für Super-Sportwagen beispielloses Maß an Sicherheit zu bieten."

Die Produktion des Mercedes SLR McLaren Roadster (das Coupé ist nicht mehr lieferbar ) im McLaren Technology Centre in Woking kombiniert das Beste aus zwei Welten: Sie vereinigt die Vorteile des Mercedes-Benz-Produktionssystems mit der Erfahrung von McLaren im Bau von Super-Sportwagen. Mit dem SLR Experience Center sind dort außerdem die Vertriebsaktivitäten gebündelt. Und den V8-Kompressor-Motor für den SLR steuert AMG bei. Es ist längst kein Geheimnis mehr, dass die Kooperation zwischen Mercedes-Benz und McLaren im nächsten Jahr zu Ende geht. Doch bei der vierten Variante des SLR wird es nicht bleiben. Zum Abschluss der SLR-Ära wird die deutsch-britische Produktionsgemeinschaft eine noch schärfere Version auflegen, die dann den SLR-Mythos aus den 1950er Jahren noch eindrucksvoller unterstreichen wird. Wir lassen uns gerne überraschen und nehmen zunächst im SLR McLaren Roadster 722 S Platz.

Wer in rund zehn Sekunden das halbautomatische Dach des Roadster 722 S geöffnet hat, der kann sich den Wind gehörig um die Ohren pfeifen lassen. Nur der tief blubbernde V8 aus den eindrucksvollen seitlichen Auspuffrohren kann das Getöse noch übertönen. Als offener Roadster kommt der kernig sportliche Charakter des SLR mit seiner langen Frontpartie und dem kurzen Heck weit besser an als beim Coupé - eine Augenweide, wenn die beiden Flügeltüren öffnen . Einfach einzigartig und stilvoll, ohne dabei mit großen Spoilerwerk, breiten Kotflügeln oder tief heruntergezogene Frontschürze zu imponieren. Den SLR braucht man nicht zu erklären, der Roadster spricht für sich.

Neben dem um 24 PS leistungsgesteigerten V8 (plus 40 Nm an Drehmoment) beeindruckt die Abstimmung des Fahrwerks , das im Roadster 722 S noch straffer abgestimmt ist. Die Karosserie ist vorn und hinten jeweils um zehn Millimeter abgesenkt. Die speziellen 19 Zoll großen und geschmiedeten Aluminium-Felgen (Reifen 255/30 vorn, 295/30 hinten) sind schwarz lackiert und geben den Blick auf die rot lackierten Bremssättel der fest zupackenden Carbon-Keramikbremsscheiben frei. Erstaunlich agil lässt sich der 4,66 Meter lange Roadster um die Ecken treiben, wenn auch die Abmessungen etwas Gewöhnung vom Fahrer verlangen. Im Innenraum sorgen Sportschalensitze in Leder-/Alcantara-Bezug für besten Halt. Nur gut, dass der Schalthebel der Fünfgang-Automatik und das Lenkrad mit Feuchtigkeit absorbierendem Wildleder bezogen sind.

auto-reporter

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