Der neue Opel Insignia im Test

Der Basispreis des günstigsten Modells liegt bei 23.650 Euro

Opel-Chef Hans Demant weiß sehr genau, was er von seinem Neuen erwartet. Räubern soll der Opel Insignia unter den vergleichbaren Fahrzeugen von Premium-Anbietern, und Omega-Kunden bei der Marke halten, und in der Mittelklasse die Absteiger aus den Großen auffangen, die es gern ein wenig kleiner und effizienter hätten, aber auf Design, Komfort, Qualität und Leistung nicht verzichten wollen.

Demant und seine Mannschaft schieben nun nicht nur ein Auto in den Markt, das zu diesen Ansprüchen passt. Sie liefern für den Insignia auch noch ein Preis-Argument nach. 8.000 Euro bis 10.000 Euro billiger sei der Neue als ein vergleichbar ausgestatteter Vertreter der Premiummarken , ist sich Hans Demant sicher, als er jetzt im Salzburger Land der Presse nicht ohne Stolz den Opel Insignia zeigt.

Er als Chef und Techniker weiß natürlich das Design hervorzuheben, kommt aber sehr schnell auch zum Luftwiderstandsbeiwert als Maß für die aerodynamische Qualität einer Karosserie. Mit 0,27 liegt dieser Wert rekordverdächtig tief für eine Limousine wie den 4,83 Meter langen Insignia . Neben der Feinarbeit an den Details und dem Unterboden der Karosserie trägt dazu sicher auch das coupéartig weit nach hinten sanft abfallende Dach bei.

Bei der viertürigen Limousine bleibt für den Kofferraumdeckel nur noch so wenig Länge übrig, dass man sie kaum von der ebenfalls viertürigen Fließheck-Variante mit großer Heckklappe unterscheiden kann. Wer ins Zweifeln gerät, dem sei verraten: Das Fließheck kann man am Heckscheibenwischer erkennen. Auch sonst bietet die Fließheckvariante ein bisschen mehr als der klassische Viertürer, nämlich 520 Liter statt 500 Liter Kofferraum (bei umgeklappter Rücksitzbank 1.465 Liter) und für die Hinterbänkler einen Zentimeter mehr Kopffreiheit , was zwar nicht viel, aber für die coupéartigen Dächer bemerkenswert ist.

Überhaupt bemüht sich Opel gerade beim Innenraum sehr darum, den gesetzten Zielen gerecht zu werden. Nicht, dass nicht auch das Außendesign gefallen könnte, aber mehr noch als das Blechkleid steht das Innere für den Anspruch der Gestalter. Edel wirkt es und attraktiv , unterstrichen von Akzenten in glänzendem und mattem Chrom. Das Besondere sind die Bögen, mit dem der Innenraum Fahrer und Beifahrer von der Türverkleidung über Armaturentafel und Mittelkonsole bis zum Tunnel umschließt. Beide reisen in ihrer eigenen Raumkapsel, die aber gerade bei den zweifarbig gestalteten Innenräumen überhaupt nicht beengend wirkt.

Der Fahrer hat klassische Rundinstrumente vor Augen, ergänzt um ein kleines Display für die Angaben aus dem Bordcomputer . Alle anderen Funktionen wurden auf der Mittelkonsole oder auf dem Tunnel zusammengefasst. Natürlich zählen dazu die aktuelle Navigations- und Unterhaltungselektronik ebenso wie Fahrerassistenzsysteme samt den Einstellmöglichkeiten für das aktive "Flexride"-Fahrwerk, das man noch um einen sehr modernen Vierradantrieb (Adaptive 4x4) ergänzen kann. Das Fahrwerk lässt sich komfortabel oder sportlich einstellen oder reagiert eindrucksvoll und automatisch auf die jeweilige Verkehrssituation.

Besonders stolz ist die Opel-Mannschaft auf ihr Kamerasystem "Opeleye" , das Verkehrszeichen (Geschwindigkeit und Überholverbote) erkennt und auf dem Bordcomputer-Display darstellt sowie die Weiterentwicklung des Lichtsystems Adaptive Forward Lighting (AFL+) , dem man jetzt auch einen Fernlichtassistenten gegönnt hat. Der schaltet immer dann das Fernlicht ein, wenn die Kamera kein entgegenkommendes oder vorausfahrendes Fahrzeug erfasst. Der Insignia bietet also in der Mittelklasse High-Tech an, wie sie bisher dem automobilen Oberhaus vorbehalten blieb.

Die Aufgabe Transport von A nach B erfüllt er bemerkenswert gut und sicher. Aber das reicht allein nicht für den Erfolg im Markt. Zur Funktion muss das Design treten. Da geht Opel mit dem Insignia einen neuen Weg. Hans Demant nennt den Neuen denn auch das erste Bespiel für die neue Designgeneration bei Opel . Und seine Mannen ergänzen, dies sei der Versuch, Emotion und deutschen Ingenieursgeist darzustellen.

Wie auch immer - der Insignia trägt ein markantes Gesicht mit einem neuen Opel-Logo in die Welt, unterstrichen vom pfeilförmigen LED-Tagfahrlicht sowie vielen anderen pfeilförmigen Elementen, kräftig ausgestellten Radhäusern und seinem Coupé-Dach, das seine Linie streckt, so dass man die Größe des Innenraums darunter kaum glauben mag. Die elegante Karosse bringt nur einen Nachteil mit. Die Sicht nach hinten durch das flach liegende Heckfenster fällt nicht gerade üppig aus, und die kleinen Heckfenster engen mit den beiden C-Säulen die Sicht nach schräg hinten ein.

Den Opel Insignia wird es in den vier Ausstattungsvarianten Insignia, Edition, Sport und Cosmo geben. Zu Anfang stehen vier Benzin-Motoren zwischen 1,6 Liter Hubraum und 85 kW / 115 PS und dem 2.8 V6 Turbo Ecotec mit 191 kW / 260 PS zur Wahl, außerdem drei Diesel-Motoren vom 2.0 CDTI mit 81 kW / 110 PS bis zum 2.0 CDTI mit 140 kW / 190 PS. Bemerkenswert: Die Dieselmotoren verbrauchen mit dem Sechs-Gang-Handschaltgetriebe - alle gleich - im Durchschnitt 5,9 Liter Diesel (nach EU-Norm), entsprechend 157 Gramm Kohlendioxid pro Kilometer . Eine Sechs-Gang-Automatik wird angeboten.

Opel verspricht nicht zu viel. Der Insignia wird dem Anspruch der Rüsselsheimer gerecht. Und vielleicht verhilft die augenblickliche Situation auf dem Automarkt dem Neuen sogar zu einem besonders glänzenden Start mit vielen Umsteigern und vielen Absteigern aus der Oberklasse.

auto-reporter