Der neue Skoda Superb - Testbericht

Angriff auf die deutsche Mittelklasse

Man kann lange philosophieren, welche Rolle Skoda heute unter den europäischen Auto-Herstellern spielen würde, wären die Tschechen vor knapp 20 Jahren nicht von VW übernommen worden, sondern hätte man zu den damaligen Notzeiten andere Geldgeber gefunden. Kritiker mäkeln ab und an, dass die Tochter zu sehr am Gängelband der Niedersachsen hängt. Dass etliche Segmente und Nischen nur deswegen nicht besetzt sind, um der Mutter nicht ins Gehege zu kommen. Natürlich dürfte ein Körnchen Wahrheit daran sein. Doch so dramatisch kann es nicht sein, da Skoda inzwischen zum zwölftgrößten europäischen Anbieter aufgestiegen ist, in über 130 Länder exportiert und nun mit der Zweitauflage seines Flaggschiffs Superb abermals beweist, dass man nicht nur Klein- und Kompaktwagen bauen kann.

Der im Juli auf den Markt kommende Superb soll dabei die von vielen nicht erwartete Erfolgsstory der Mittelklasse-Limousine fortsetzen. Im Vergleich zum Vorgänger wuchs der Neuling um 35 Millimeter auf stattliche 4,84 Meter in der Länge und um 51 Millimeter auf 1,82 Meter in der Breite , was bei gleich gebliebener Höhe (1,46 m) günstigere Proportionen ergibt. Die Silhouette wirkt deutlich eleganter und durch seine markante Front mit dominierender Schürze und weit in die Kotflügel gezogenen Scheinwerfern setzt er sich deutlicher vom kleineren Bruder Octavia ab. Für Aufsteiger innerhalb der Skoda-Palette, aber auch für die erhofften Neukunden sicher nicht ganz unwichtig.

Geblieben ist dagegen das in diesem Segment großzügige Platzangebot vor allem für die Fond-Passagiere. Vorne wurde ein Mehr durch die Verlagerung des Getriebes und durch einen schmaleren Mitteltunnel gewonnen und im Fond vergrößerte sich die bislang schon üppige Kniefreiheit um nochmals 19 Millimeter. Resultat: Trotz ganz zurück geschobener Fahrer- und Beifahrersitze können die hinten sitzenden Passagiere immer noch ihre Beine entspannt übereinander schlagen . Doch auch vorne sitzt es sich auf komfortablem Gestühl bequem. Die ansprechend gestalteten Instrumente hat der Fahrer gut im Blick und die Bedienung ist weitestgehend selbsterklärend. Die wertigen und bis in den letzten Winkel sehr sauber verarbeiteten Materialien sind gut aufeinander abgestimmt, so dass man sich im Superb ausgesprochen wohlfühlt. Zugelegt hat auch das Ladevolumen , das jetzt stolze 565 Liter beträgt. Dank des neuen, patentierten Twindoor-Systems kann per Tastendruck die Heckscheibe zusammen mit der Kofferraumklappe angehoben werden, so dass selbst sperrige Gegenstände leicht zu verstauen sind.

Bei den Triebwerken bediente sich Skoda verständlicherweise aus dem VW-Regal. Insgesamt stehen je drei Otto- und Diesel-Motoren zur Verfügung. Die Benziner - alle mit Direkteinspritzung - verfügen unter dem Kürzel 1,4 TSI und 1,8 TSI über 92 kW / 122 PS bzw. 118 kW / 160 PS und als 3.6 FSI V6 über 191 kW / 260 PS . Diese Top-Motorisierung wird ausschließlich mit dem automatisierten Sechsgang-Schaltgetriebe und erstmals erhältlichem permanenten Allrad angeboten. Bei den Selbstzündern, die beim Superb bislang einen Anteil von 80 Prozent hatten, gibt es dagegen unterschiedliche Einspritzkonzepte. Als Pumpe-Düse-Diesel sind der 1,9 TDI mit 77 kW / 105 PS und der 2,0 TDI mit 103 kW / 140 PS erhältlich, mit Common-Rail-Einspritzung der 125 kW / 170 PS starke 2,0 TDI , der deutlich leiser und sanfter läuft. Mit einem Drehmoment von 350 Newtonmeter, das bereits bei 1.750 Umdrehungen anliegt, erwies sich der Superb mit dieser Motorisierung als angenehmer und dank aufwändiger Geräuschdämpfung ausgesprochen leiser Gleiter. Mit 8,8 Sekunden für die Beschleunigung auf 100 km/h und 222 km/h Höchstgeschwindigkeit kann man den Superb aber auch sehr flott bewegen. Das recht straff ausgelegte Fahrwerk, ein gut abgestuftes Sechsgang-Schaltgetriebe und die präzise und ausreichend Straßenkontakt vermittelnde Lenkung tragen dazu bei.

Mit einem Einstiegspreis im Bereich von ca. 25.000 Euro (1,4 TSI) und moderaten Aufschlägen für die stärkeren Triebwerke bleibt Skoda trotz kompletter Sicherheits- und recht umfangreicher Komfort-Ausstattung seiner moderaten Kosten-Politik treu. Gleichzeitig sind für noch gehobenere Ansprüche zahlreiche Optionen möglich. So unter anderem Doppelkupplungs-Getriebe , Bi-Xenon-Licht und adaptive Frontscheinwerfer , Einparkhilfe , Reifendruckkontrolle , Brems- und Berganfahr-Assistent sowie ein Elektronik-Paket einschließlich Navigationssystem mit Touchscreen-Funktion und Festplattenspeicher.

Zwar muss man für eine Diesel-Motorisierung deutlich mehr als 30.000 Euro beim Händler lassen, erhält dafür aber eine sehr gut ausgestattete Mittelklasse-Limousine mit einem Platzangebot wie in der Oberklasse . Ein Angriff auf das deutsche Establishment in diesem Segment, der trotz noch verbesserungswürdigem Image gelingen könnte.

auto-reporter

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