Pariser Autosalon 2010

Auch eine Biennale, diesmal nicht in Venedig: Wir waren für Sie auf Rundgang durch die "Mondial de l'Automobile" in Paris!

Es überrascht nicht, dass die französischen Hersteller bei ihrem Heimspiel mit großen Plänen und schönen Autos in ihre Hauptstadt reisen. Neben den Alltags-Gefährten sind es vor allem mutige Design-Entwürfe, die die Blitzlichter der Fotografen zum Leuchten bringen. Dass diese Kunstwerke in der Regel nur Show-Zwecken dienen, ist man in der Stadt der Mode bereits von der Haute Couture gewohnt.

Die Neuheiten auf dem diesjährigen Salon lesen sich wie Anweisungen beim Schifferlversenken: X3, A7, C4 und ix20. Ein Glück, dass nicht alle Hersteller auf die in Mode gebrachten, sterilen Zahlen-Buchstaben-Kombination setzen; einige lassen sich noch wohlklingende Namen wie "Latitude" und "Evoque" einfallen.

Die nur der Fahrzeuggröße nach unterste Liga setzt heuer vor allem auf den Flirt mit der Kleinfamilie, der etliche neue Vans vor Augen geführt werden. Toyota präsentiert mit dem Verso S einen kleinen Bruder des Verso, der seine kompakten Ausmaße mit viel Flexibilität ausgleichen will. Bei Hyundai steht unter dem Namen ix20 ebenfalls ein kleiner Van auf dem Messestand. Das Schwestermodell des Kia Venga ist über vier Meter lang und bietet fünf Personen Platz. Für den Antrieb gibt es zum Marktstart im November zwei Benzinmotoren mit 1,4 Liter und 1,6 Liter Hubraum sowie 66 kW / 90 PS und 92 kW / 125 PS Leistung. Der einzige Diesel wird vorerst ein 1,4-Liter-Vierzylinder mit 66 kW / 90 PS sein. Ganz neu im Portfolio von Chevrolet ist der Orlando, ein kompakter Van mit sieben Sitzen und bulligem Crossover-Design. Der Fünftürer setzt mit seinem großen Kühlergrill, den ausgestellten Radhäusern und angedeutetem Unterfahrschutz vorne auf SUV-Stilelemente. Für den Antrieb gibt es einen 1,8-Liter-Vierzylinder-Benziner mit 104 kW / 141 PS sowie zwei 2,0-Liter-Vierzylinder-Diesel mit 96 kW / 131 PS beziehungsweise 120 kW / 163 PS.

Bei den Kompaktklassewagen spielt der neue Citroen C4 eine der Hauptrollen. Im Vergleich zum Vorgänger ist er weniger extravagant gekleidet, die Scheinwerfer sind jetzt in gerader Linie durchgezogen und schauen etwas aggressiver. Die Heckleuchten wandern nach unten, das ehedem gerade Heckfenster musste einer stärker gerundeten Scheibe weichen. Der neue C4 ist mit 4,33 Metern fünf Zentimeter länger als der Vorgänger, außerdem etwas breiter und drei Zentimeter höher. Bei Ford dreht sich alles um den neuen Focus. Er rollt im kommenden Jahr zu den Händlern und zeigt sich auf der Messe in den drei Karosserie-Varianten Kombi, Stufenheck und Fließheck. Nicht weit entfernt steht ein weiterer Konkurrent schon parat: Der Opel Astra, der als Kombi mit dem Namen "Sports Tourer" sowie als seriennahe dreitürige Studie namens "GTC Paris Concept" vorfährt. Eine Nummer darunter buhlen der frisch geliftete Mini und die neue Generation des Suzuki Swift um die Gunst der Kleinwagenfreunde. Der Mini kann zwar nicht mit optischen Quantensprüngen punkten, probiert es dafür aber mit sparsameren Dieselmotoren und neuer iPhone-Anbindung. Der Swift ist um neun Zentimeter auf 3,85 Meter gewachsen, was vor allem den Fondpassagieren zugute kommt. Verbessert hat sich auch die Sicherheitsausstattung, die jetzt bereits in der Basis ein ESP und sieben Airbags bietet. Auch bei den Motoren hat Suzuki Hand angelegt. In Zukunft wird ein neu entwickelter Benzinmotor mit 69 kW / 94 PS angeboten, der laut Hersteller durchschnittlich nur 5,0 Liter Superbenzin auf 100 Kilometer verbraucht. Mit dem CT 200h fischt Lexus erstmals in dieser Klasse. Überzeugen soll der Fünftürer dabei vor allem durch seinen Vollhybridantrieb. Die Kombination von Vierzylinder-Benziner und Elektromotor soll sich weitgehend am Layout des Prius orientieren. Dort leistet das System 100 kW / 136 PS und sorgt für einen Normverbrauch von 3,9 Litern Super auf 100 Kilometer laut Werksangabe. Auf kurzen Strecken ist auch rein elektrischer Betrieb möglich.

Die wichtigste Neuheit in der Dienstwagen-Liga ist das große Facelift des VW Passat, dessen Blechkleid deutlich schlanker wirkt. Das Design-Vorbild liefert der beim Golf vorgestellte Stil mit schmalem Kühlergrill, stärker modellierten Flanken und rechteckigen Scheinwerfern. Im Innenraum sollen neue Materialien ein Oberklasse-nahes Flair verbreiten; unter der Haube wurde nicht viel verändert. Die Motorenpalette wird auf den neuesten Stand gebracht und vor allem um sparsame Turbos aus anderen VW-Modellen ergänzt. Auch Länge und Breite verändern sich nur minimal. Neue Extras wie Assistenten für Fernlicht, Spurhalte- und Spurwechsel-Überwachung runden das Bild der Generalrenovierung ab. Genau in die Richtung des Passat zielt Peugeot mit dem neuen 508. Er will mit elegantem Design und hoher Verarbeitungsqualität nicht nur in der Mittelklasse, sondern auch in der Business-Liga für Furore sorgen, unter anderem mit neuartigem Diesel-Hybridantrieb. Der soll sparsamer sein als die konventionelle Hybridtechnik mit der Kombination von Elektromotor und Benziner; Peugeot verspricht uns weniger als vier Liter Verbrauch und sogar die Möglichkeit zur rein elektrischen Fahrt.

Noch ambitionierter gibt sich Renault. Die "Regie" schickt den neuen Latitude als Nachfolger des glücklosen Vel Satis ins Rennen. Seine konventionelle Stufenheck-Karosserie soll die vom avantgardistischen Vorgänger verschreckte Kundschaft zurückerobern. Der gemeinsam mit der koreanischen Tochter Renault Samsung Motors entwickelte Wagen kommt zunächst in Osteuropa in den Handel, wo Renault sich Kundenzulauf verspricht. In Österreich soll dann im Lauf des Jahres 2011 vor allem eine umfangreiche Ausstattung und ein günstiger Preis locken. Unter neuem Namen und mit preiswerten Angeboten nimmt die Mittelklasse von Kia einen neuen Anlauf. Statt bisher "Magentis" wird die 4,85 Meter große Limousine in der neuen Generation den weltweit verwendeten Namen "Optima" tragen, wenn sie 2011 auf den Markt kommt.

Während das traditionelle Revier der Premiumhersteller umkämpft ist, erschließen diese sich jetzt weitere, immer kleinere Lücken im Modellspektrum. Als Mischung aus Limousine und Coupé will der neue Audi A7 Sportback Kunden locken, denen Stufenhecklimousinen zu spießig und Coupés zu unpraktisch sind. Wuchtiger Kühlergrill und fließende Karosserielinien sollen nach Vorstellung des Herstellers Ästheten locken, während Raumangebot und weit aufschwingende Ladeklappe Praktiker überzeugen sollen. Mercedes zeigt bereits die zweite Generation des Coupé-Viertürers namens CLS. Augenfälligste Veränderung ist die neue Frontpartie mit Anleihen an den SLS AMG. Mercedes verzichtet auf eine große Heckklappe. Für den Antrieb sorgen V6- und V8-Direkteinspritzer mit neuer Ventilsteuerung und Start-Stop-System.

Eine Neuheit in der Allrad-Riege ist die zweite Generation des BMW X3, die mit deutlich weniger Gewicht und serienmäßiger Start-Stop-Automatik für alle Modelle dem Spargeist der Zeit entspricht. Die Kraftübertragung wird in dem 4,65 Meter langen X3 wahlweise von einem manuellen Sechsgang-Getriebe oder einer Achtstufen-Automatik erledigt. Zum Marktstart im November gibt es zunächst zwei Motorvarianten mit 135 kW / 184 PS und 225 kW / 306 PS. Im kommenden Frühjahr folgen unter anderem ein Vierzylinder-Diesel mit doppelter Turboaufladung sowie ein Sechszylinder-Benziner mit drei Litern Hubraum. Die von der SUV-Szene lang ersehnte Neuauflage des Jeep Cherokee zeigt sich mit deutlich kantigerer Vorderpartie und kann erstmals mit einer Luftfederung geordert werden, die sich an unterschiedliche Oberflächen anpasst. Für den nötigen Antrieb sorgt ein neu entwickelter 3,6-Liter-V6-Motor mit 206 kW / 280 PS mit einem Durchschnittsverbrauch von 10,3 Litern auf 100 Kilometer, der sparsamer sein soll als sein Vorgänger. Neben dem neuen V6-Motor steht weiterhin der 5,7-Liter-Hemi-V8-Motor zur Wahl. Der für Europa wichtige Dieselmotor soll 2011 vom italienischen Hersteller VM Motori beigesteuert werden.

Kleiner, sparsamer, aber gewohnt luxuriös zeigt sich der neue Range Rover Evoque. Das dreitürige SUV soll mit coupéhaftem Design vor allem Stadtbewohner locken, denen der Range Rover und sein sportlicher Bruder zu groß und durstig sind. Das neue Kompakt-SUV ist mit 4,35 Metern Länge das kürzeste des Trios, auch Breite und Höhe liegen auf deutlich niedrigerem Niveau. Zudem gibt es neben einer Allradversion auch einen Fronttriebler. Motorseitig sind Vierzylinder-Diesel und -Benziner vorgesehen. Eine Hybridvariante soll in den kommenden zwei Jahren folgen. Der neue Kia Sportage ist gegenüber seinem Vorgänger an Länge und Breite gewachsen, gleichzeitig aber zwecks flotter Optik in der Höhe geschrumpft. Eine nach hinten ansteigende Fensterlinie sowie die verkniffenen Scheinwerfer und der neue Kühlergrill unterstützen diesen Eindruck noch. Neben der zeitgemäß sportlichen Karosse soll die Neuauflage auch die Motorenpalette auf den neuesten Stand bringen. Zum Marktstart sind zunächst zwei 2,0-Liter-Vierzylinder-Triebwerke erhältlich, ein Diesel und ein Benzinmotor. Der Benziner leistet 120 kW / 163 PS und ist sowohl in Kombination mit Frontantrieb als auch mit Allradtechnik sowie wahlweise mit Fünfgang-Schaltgetriebe oder manueller Sechsgangbox zu haben.

Die elektrisch betriebene Studie Kia "Pop City Car Concept" ist nur knapp drei Meter lang, bietet aber Platz für drei Passagiere. Das Konzept ähnelt dem des Toyota iQ, der auf gleicher Länge über einen weiteren Notsitz verfügt. Die vordere Sitzbank ist so geneigt, dass hinter dem Beifahrer ein weiterer Einzelsitz Platz findet. Serien-Pläne zum Elektroantrieb oder womöglich eines von der Studie abgeleiteten Fahrzeuges sind noch nicht bekannt. Womöglich ein Vorgeschmack auf die zukünftige Alpine: Beim 4,23 Meter langen Coupé "DeZir" sticht vor allem der breite Kühlergrill in charakteristischer Form ins Auge. Seitlich wird der Grill des Zweisitzers mit Flügeltüren von schmalen LED-Leuchten eingefasst. Auf eine Heckscheibe haben die Designer völlig verzichtet; stattdessen gibt's zwei Kameras. Angetrieben wird die 830 Kilogramm leichte Studie mit Kevlar-Karosserie von einem Elektromotor mit 110 kW / 150 PS, der von Lithium-Ionen-Akkus mit Energie gefüttert wird. Die Reichweite beträgt 160 Kilometer.

Was wäre eine Messe ohne ihre Supercars: Die VW-Gruppe lässt sich mit dem Lamborghini "Sesto Senso" und der Studie eines neuen Audi Quattro nicht lumpen; aber die Show stiehlt das Mittelmotor-Konzeptauto von Jaguar namens C-X75, mit Elektroantrieb und Reichweitenverlängerung mittels Gasturbinen.

Fotos vom Pariser Autosalon 2010