Motorrad-Airbag im ÖAMTC-Test sehr positiv

Statt Genickbruch überlebt Dummy im Frontcrash mit Airbag leicht verletzt

Es ist ein Meilenstein in der Geschichte der Motorradsicherheit: Airbags für Motorräder. Der ÖAMTC hat gemeinsam mit seinen internationalen Partnerclubs die Wirksamkeit des neuen Sicherheitssystems getestet. "Und das Ergebnis übertrifft sämtliche Erwartungen", sagt ÖAMTC-Techniker Steffan Kerbl. Im Crashtest wurde der frontale Aufprall eines Motorrades mit 72 km/h gegen einen stehenden Pkw getestet. Einmal mit und einmal ohne Airbag. Beim Crash mit Airbag wird der Kopf und Körper des Dummys optimal zurückgehalten, so dass der direkte Kontakt mit dem Pkw fast gar nicht oder in nur sehr geringem Ausmaß stattfindet. Allerdings brechen beide Schienbeine, weil sie an den Zylinderreihen des Motors hängen bleiben. "Anders im Test ohne Airbag. Hier prallt der Kopf des Dummys ungebremst in das gegnerische Fahrzeug, die Belastungen im Kopfbereich entsprechen tödlichen Verletzungen. Der Nacken knickt während des Aufpralls derart um, dass mit einem Genickbruch zu rechnen wäre", so der ÖAMTC-Techniker.

Was für Autos bereits zur Standardausrüstung gehört, wird es für Motorräder ab Spätherbst 2006 geben. Der Weltmarktführer Honda bietet mit Ende des Jahres als erster Motorradhersteller das Modell Goldwing mit einem Airbag an. Mit der Entwicklung von Motorradairbags beschäftigen sich Motorradhersteller bereits seit Jahren. Honda hat nun als erste Firma ein Motorrad mit Airbag auf den Markt gebracht. " Von der Wirksamkeit des neuen Sicherheitssystems sind wir überzeugt. Bei etwa einem Drittel aller Unfälle Motorrad gegen Pkw oder Lkw könnte der 'Luftpolster' das Verletzungsrisiko erheblich reduzieren und die Zahl der Getöteten senken", erklärt der ÖAMTC-Experte. Fast 13 Prozent aller Getöteten im Straßenverkehr waren im Vorjahr Motorradfahrer. Das Motorrad ist das Verkehrsmittel mit dem höchsten Risiko, tödlich oder schwer zu verunglücken.

So wurde getestet

Der Seitenaufprall eines Motorrades auf einen Pkw ist laut Unfallforschung eine der häufigsten Unfallkonstellationen mit schwersten Verletzungen. Je höher die Geschwindigkeit, umso schwerer sind meist auch die Verletzungen bei Motorradfahrern. "Die mittlere Kollisionsgeschwindigkeit bei schweren Verletzungen liegt etwa im Bereich von 72 Stundenkilometern. Daher wurde auch der Versuchsaufbau für die Crashsituation auf dieses Tempo ausgerichtet", erklärt der ÖAMTC-Techniker.

Testfahrzeuge waren eine Honda Goldwing GL 1800, jeweils mit und ohne Airbag und ein VW Sharan. Das Motorrad wurde bei beiden Versuchen mit und ohne Airbag auf ein Tempo von 72 km/h beschleunigt und seitlich gegen einen stehenden VW Sharan gefahren. Die Unfallsituation stellt für den Motorradfahrer den "worst case" dar.

"Nun sind auch die anderen Hersteller gefordert ihre Modelle mit Airbagoptionen auf den Markt zu bringen. Vom Standpunkt der Sicherheit ist der Motorradairbag eine revolutionäre Entwicklung, die unbedingt forciert werden soll", so Kerbl abschließend.

Quelle: ÖAMTC