Motorrad Fahrtechnik-Kurse bei der Wiener Polizei

Ein fixes Team engagierter Zweirad-Polizisten bringt während der Saison Samstag für Samstag Anfängern und Fortgeschrittenen das sichere und richtige Fahren bei - und zwar gratis!

"Immer locker bleiben, nicht versteifen!" Der Herr Inspektor - auch wenn’s in Wahrheit keinen Inspektor gibt - zeigt vor, wie’s geht: zwischen den "Hindernissen" vulgo Autoreifen durchwedeln. Lässig, elegant, präzise, locker - alle Bewegungen wie aus einem Guss. An die fünfzehn Augenpaare haben das verfolgt und versuchen jetzt, es nachzumachen.
Deshalb sind sie da. Mit ihren Motorrädern, von der 250er bis zur Tausender, dabei kleine Enduros, große Tourendampfer, schlanke Supersportlerinnen, wilde Naked Bikes - quer durch den Gemüsegarten. Sie sind da zum Üben von Bremsen, Kurven fahren, Ausweichen, Wenden und was man sonst noch alles sicher auf zwei Rädern beherrschen sollte.

"Kunst kommt von Können", sagt der Inspektor. Das weiß man ja eh. Aber das Können muss geübt und trainiert werden. Es gibt mehrere Möglichkeiten, Fahrtechnik-Kurse zu machen. Die kosten gewöhnlich alle etwas. Nichts, außer ein paar Stunden gut angelegter Zeit, kostet es beim VfV, dem Verein zur Förderung der Verkehrssicherheit, in Wien. Dahinter steckt die Wiener Verkehrspolizei. Früher wurde die Motorrad-Abteilung "Weiße Mäuse" genannt, deren Dienst-Böcke waren - und sind - ja traditionell weiß. Jetzt heißen sie MOTler, als Angehörige der Motorisierten Truppe der Verkehrspolizei.

Mitte der Achtziger Jahre war in Eigen-Initiative dieser "Weißen Mäuse" auf dem Gelände einer Spedition im Alberner Hafen in Wien ein Trainingsgelände für Motorradfahrer entstanden, genannt "Sauhaufen", mit Asphalt- und Offroad-Sektionen, geeignet für Straßen- und Offroad-Bikes, auch Trial-Maschinen. Das hatte im Prinzip den Zweck gehabt, den Wiener Motorradpolizisten souveräne Fahrzeugbeherrschung beizubringen. Sehr bald aber nicht nur denen, sondern auch privaten Motorradfahrern. So kam es, dass sich ein fixes Team engagierter Zweirad-Polizisten formierte, das während der Saison Samstag für Samstag Anfängern und Fortgeschrittenen das sichere und richtige Fahren antrainierte. Kostenlos. Wobei eine Spende für die Bewirtung mit Kaffee und Kuchen zur Jause sowie Würstel zum Mittagessen gerne angenommen wurde. So, wie es auch heute noch gehandhabt wird. Angenehmer Nebeneffekt: Man lernte und lernt die Polizei von einer anderen Seite kennen, in atmosphärischer Lockerheit. Und stellt so ganz nebenbei fest, dass es sich um Menschen wie du und ich handelt.

Die samstäglichen Kurse zeitigten so schnell Erfolg, dass die Termine von Saisonanfang bis -ende immer restlos ausgebucht waren. Einen Restplatz ergatterte nur, wer morgens zum Gelände pilgerte, in der Hoffnung, dass jemand abgesagt hatte und damit ausgefallen war. Auch das hat sich nicht geändert.
Im Laufe der Jahre folgten zwei Übersiedlungen. Zuerst auf das Gelände des ehemaligen Flugfelds Aspern, auf dem jetzt ein Wohnbauprojekt realisiert wird. Dann, vor zwei Jahren, auf ein Areal zwischen der Bundesanstalt für Verkehr und des Stützpunktes der Diensthundestaffel in Strebersdorf, am Nordrand von Wien.

Der Trainingsparcours ist, dem Gebot der Sparsamkeit folgend, simpel gehalten. Er besteht aus Asphalt-Flächen mit unterschiedlichen Fahrbahn-Qualitäten. Eine kurze "Bergstrecke" ist auch dabei. Handling-Parcours werden, siehe oben, mittels ausgedienter Autoreifen und auch Verkehrsleitkegeln markiert. Auch gibt es ein kleines Offroad-Gelände für Trial-Kurse.

Eingeteilt wird in vier Gruppen: Anfänger, Basis und Perfektion sowie Trial. Einige Bikes stehen für jene zur Verfügung, die (noch) kein Eisen haben. Grundsätzlich jedoch soll mit dem eigenen Motorrad gefahren werden. Am Rande von Fahren und Bremsen gehört noch ein Kapitel dem Thema Erste Hilfe. Und bei Fahrwerks-Fragen stehen versierte Weiße Mäuse ebenfalls mit Rat & - je nach Möglichkeit - Tat zur Verfügung. Bei aller Ernsthaftigkeit des Themas Fahrtechnik und -sicherheit wird man eines vergeblich suchen: tierischen Ernst. Die Kurse finden während der Saison samstags, sonntags und feiertags statt, von neun bis 15 Uhr, bei so gut wie jedem Wetter. Freitags kann nach Vereinbarung auch geübt werden. Sondertermine gibt es ebenfalls: "Lady's Training", am 5. August und am 2. September sowie Roller- und 125er-Training am 26. August und am 23. September.

Info: www.vfv-wien.at