Hyosung ST 700i im Test

Die komplett neu entwickelte Hyosung ST 700i erntet anerkennende Blicke. Der koreanische Chopper gibt aber nicht nur optisch einiges her.

Der koreanische Hersteller Hyosung ist vor allem für den niedrigen Preis seiner Motorräder bekannt. Mag bisher auch so mancher die angebotenen Modelle noch etwas spöttisch als Fernost-Billigware ohne Ausstrahlung belächelt haben, so erntet die komplett neu entwickelte ST 700i durchaus anerkennende Blicke. Obendrein kostet die Hyosung 700i nur 8.695 Euro.

Hyosung ST 700i(Bildquelle: mid/ww)

Wie es sich für einen Cruiser nach amerikanischem Vorbild gehört, wird die ST 700i von einem V2-Motor angetrieben, der mit einem Hubraum von 680 ccm eine Leistung von 46 kW / 63 PS und ein maximales Drehmoment von 57 Nm bietet. Angesichts dieser Daten wundert es nicht, dass das Aggregat etwas kurzatmig klingt, wenn man das 244 Kilogramm schwere Motorrad halbwegs flott auf Trab bringen will. Dafür entschädigen die butterweiche Schaltung, die vibrationsfreien Rückspiegel und die aufrechte, bequeme Sitzposition. Die ST 700i ist für die ruhigere Gangart gedacht. Wer mit ihr gemütlich surchs Land reist, erfreut sich an der guten Handlichkeit und der für einen Chopper beachtlich großen Schräglagenfreiheit. Für stressfreie Überholvorgänge außerorts reicht die Leistung des Motors jederzeit, aber es muss dann auch fleißig geschaltet werden, denn für die Maximalleistung sind immerhin 8.000 U/min notwendig.

Hyosung ST 700i(Bildquelle: mid/ww)

Auf der Autobahn pendelt sich das Tempo für entspanntes Fahren praktischerweise beim ohnehin vorgeschriebenen Tempo 130 ein. Theoretisch kann man laut Hersteller mit dem koreanischen Cruiser bis zu 176 km/h schnell unterwegs sein, was aber nicht nur verboten und wegen starker Vibrationen an den Griffen und Fußrasten nicht sinnvoll ist, sondern auch schlichtweg dem Charakter des Fahrzeuges widerspricht. Vorn und hinten wird mit je einer Scheibenbremse verzögert, und zwar durchaus akzeptabel, aber auch nicht besonders spektakulär.

Dass bei einem so günstigen Preis nicht alles Chrom sein kann, was glänzt, ist klar. An etlichen Stellen muss beschichteter Kunststoff statt Metall genügen. Die Sparsamkeit merkt man außerdem an den wenig handlichen Blinkerschaltern und der umständlichen Rückstellung des Tageskilometerzählers. Andererseits verfügt die ST 700i über eine Warnblinkanlage sowie eine Lichthupe. Das zentral auf dem Stahltank angebrachte Kombiinstrument ist klar gegliedert, übersichtlich und vor allem nachts ein netter Anblick.

Hyosung ST 700i(Bildquelle: mid/ww)

An der Abstimmung des Motors und des Vergasers muss allerdings noch gearbeitet werden: Unser Exemplar sekkierte uns mit Konstantfahrtruckeln. Zudem erweist sich das zweite Schloss für die Diebstahlsicherung im Alltagsbetrieb als lästig - dafür gibt es inzwischen elegantere Lösungen mit kombiniertem Zündschloss und Diebstahlsicherung. Die Testfahrten ergaben einen Durchschnittsverbrauch von 4,4 Litern Superbenzin auf 100 Kilometer, was mit randvollem 17-Liter-Tank auch Etappen von gut 380 Kilometer ohne Tankstop ermöglicht. Wer etwas weniger zügig unterwegs ist und Autobahnen möglichst meidet, kann ohne Einbußen beim Fahrspaß den Verbrauch problemlos unter die Vier-Liter-Marke drücken.

Das sehr gute Preis-Leistungs-Verhältnis ist aber bei weitem nicht das einzige Argument, das für den Korea-Chopper spricht. Er ist ein vernünftiges und vollwertiges Motorrad, mit dem es sich vergnügt durch die Lande cruisen lässt.

mid/ww

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