BMW Motorrad: Das war die GS Trophy 2012

Die dritte Ausgabe der von BMW ausgerichteten Abenteuer-Rallye für Amateure, diesmal vor der Kulisse der südamerikanischen Anden-Staaten, war ein voller Erfolg.

Das bislang größte Event der GS Trophy brachte 15 Teams mit Fahrern aus 19 Nationen zu einer siebentägigen Abenteuerreise zusammen, die sie über 2000 Kilometer durch die Andenregionen Chiles und Argentiniens führte. Den Fahrern boten sich vielseitigste Herausforderungen: Einmal über einspurige lehmige Waldwege, dann wieder auf schnellen Pisten in der weiten, offenen Hochebene kämpften sie gegen Vulkanaschewolken, ertrugen brütende Hitze, wurden vom Regen durchnässt und hatten schließlich auch unter der Kälte zu leiden, die in den Bergen zu Beginn des Frühlings in der südlichen Hemisphäre herrscht.

Startpunkt war das in der Nähe von Temuco, Chile, gelegene Trailanqui Resort, von dem die Fahrer am 25. November 2012 um 7.45 Uhr zu einem langen Tag aufbrachen. Kurze Fahrtage gab es im Grunde gar nicht. Manche waren einfach nur länger als andere. Die Entfernung an sich spielte dabei keine Rolle, sondern das Terrain und die Sonderprüfungen bestimmten, wie lange er wurde. Häufig trafen die Teams erst um 17.30 Uhr im Zeltlager ein, oft neun oder zehn Stunden nach dem Start. Hin und wieder wurden sie durch Reifenpannen oder andere kleinere Missgeschicke ausgebremst. Erschöpft hatten die meisten abends trotzdem nur noch ein Ziel: essen und schlafen, um am nächsten Tag erneut anzutreten.

Die mit 113 Beteiligten bislang größte GS Trophy stellte streckenweise für die Veranstalter eine härtere Herausforderung dar als für die Fahrer. Wo die Motorräder ohne Probleme vorwärtskamen, kämpften die Support-Fahrzeuge zum Teil gegen die Widrigkeiten des Geländes und hatten die eine oder andere Panne zu verzeichnen.
Am 2. Dezember, sieben Tage nach dem Start, waren alle Fahrer und Veranstalter, um viele Erfahrungen reicher, wieder nach Temuco zurückgekehrt: Sie hatten Chile und Argentinien erkundet, sich kennen gelernt und den BMW GS-Spirit hautnah erleben können.

Am dritten Tag übernahm Team Deutschland die Führung und gab sie nicht mehr ab. Konsequent und engagiert eroberte sich das Team, bestehend aus Tobias Weiser, Thomas Donnecker und Ali Métayer, bei sieben der 16 Sonderprüfungen einen der ersten drei Plätze. Am Ende gewann es mit einem soliden, wenn auch nicht haushohen Vorsprung. Insbesondere die Teams aus Frankreich, Italien und Argentinien sorgten dafür, dass die Deutschen bei keiner Prüfung weniger als 100 Prozent leisten mussten.
Team Frankreich, das jüngste Team der GS Trophy, begeisterte durch Fahrkönnen und besonderes Flair, eilte mindestens zwei Teams zu Hilfe und steuerte abends viel zur Unterhaltung bei. Dieses Team wäre viel näher an die deutschen Gewinner herangekommen, wenn es nicht vergessen hätte, seinen Beitrag am ersten Tag des Fotowettbewerbs einzureichen - beim zweiten Fotowettbewerb lag es klar vorn.
Team Italien lieferte eine besonnene und kompetente Performance. Es gewann zwar keine einzige Sonderprüfung, war den vor ihm liegenden Teams aber immer dicht auf den Fersen. Ganz anders als das italienische Team bei der GS Trophy 2010, dessen Fahrer sich nach einem sehr feuchten Kanu-Rennen den ironisch gemeinten Spitznamen "italienische Navy Seals" eingehandelt hatten, glänzte dieses italienische Team besonders beim Rafting und musste sich nur knapp dem französischen Team geschlagen geben.

Team Argentinien war das wahrscheinlich beliebteste bei dieser GS Trophy. Bei einer Umfrage, mit welchem Team man sich am besten verstanden hatte, lagen die Argentinier - dicht gefolgt von den sehr feierfreudigen und extrovertierten Brasilianern - weit vorn. Team Argentinien zeigte sich sehr wettbewerbsstark, gewann mehr Prüfungen als irgendein anderes Team, setzte sich bei der
Baumstammüberquerung und bei den technischen Prüfungen (Motorrad-Elektrik) erfolgreich durch und bewies damit, dass es ebenso praktisch wie sportlich war.
Unter solchen stressigen Bedingungen freute sich Team Deutschland natürlich umso mehr über seinen Sieg.
Tobi Weiser: "Ich könnte echt heulen, mir fehlen die Worte, es ist einfach wunderbar. Ich kann nur sagen, dass ich die GS Trophy liebe, weil wir in dieser einen Woche so viele tolle Menschen und tolle Freunde getroffen haben. Wirklich unglaublich. Ich finde es großartig. Noch vor dem Start heute morgen habe ich gesagt: Es ist nicht so wichtig zu gewinnen, was zählt ist, dass wir es bis hierher geschafft haben und Spaß hatten … so ist es nun einmal."
Marc-André Octeau vom Team Kanada schied an Tag vier verletzt aus dem Wettbewerb aus. Er war bei der Enduro-Prüfung gestürzt und hatte sich Brust- und Schulterverletzungen zugezogen, die einen Krankenhausaufenthalt erforderlich machten. Die Ärzte der GS Trophy waren - mit Marc-Andrés eigenen Worten - innerhalb einer Minute am Unfallort und besuchten ihn regelmäßig im Krankenhaus. Marc-André war von der Qualität der medizinischen Versorgung in Argentinien und Chile sehr beeindruckt. Er erholte sich schnell und kann schon sehr bald wieder zu seiner Familie nach Montreal zurückkehren.

Wie bereits 2010 meisterten die eingesetzten BMW F 800 GS die Herausforderungen problemlos. Aufgrund der starken Beanspruchung der Kupplungen beim Strandrennen mussten an einigen Motorrädern ein paar Kupplungsscheiben ausgetauscht werden, mechanische oder elektrische Ausfälle gab es jedoch nicht.
Die F 800 GS des Brasilianers Luciano Lancelloti stürzte sogar von einer Brücke 4 Meter tief in eine Schlucht und landete dort kopfüber. Als sie 30 Minuten später wieder nach oben auf die Piste gezogen worden war, stellte sich heraus, dass nur die Spiegel und eine Instrumentenhalterung beschädigt waren. Schon nach wenigen Minuten war das Öl ins Kurbelgehäuse zurückgeflossen, sodass sie beim ersten Drücken des Starters ansprang. Weitere Reparaturen waren nicht erforderlich, und so konnte Luciano die GS Trophy mit derselben Maschine beenden.
BMW Motorrad hatte vier Ersatzmaschinen mitgebracht, von denen aber keine einzige benötigt wurde.

Bei der GS Trophy gab es 2012 ein ganz besonderes Motorrad zu bestaunen: eine 28 Jahre alte R 80 G/S, jenes Modell, mit dem die GS-Geschichte begann. Dieses Exemplar gehört dem BMW Museum in München, und der Leiter des Museums, Dr. Ralf Rodepeter, pilotierte es ohne technische Probleme selbst über die komplette GS Trophy Distanz.
"Da keins unserer Automobile und keins unserer Motorräder für das Museum, sondern zum Fahren gebaut wurden, holen wir sie auch regelmäßig aus dem Museum heraus und tun eben genau das - wir fahren sie. Uns ist sehr wichtig zu zeigen, dass sie fahrbereit sind und nicht nur Ausstellungsstücke."

Der Endstand der BMW Motorrad GS Trophy 2012 Südamerika:
1. Deutschland 256 Punkte
2. Frankreich 238 Punkte
3. Italien 222 Punkte
4. Argentinien 215 Punkte
5. Alpen (mit dem Österreicher Willy Schmidtmayr) 202 Punkte
6. USA 201 Punkte
7. Kanada 197 Punkte
8. CEEU 196 Punkte
9. UK 188 Punkte
10. Lateinamerika 181 Punkte
11. Südafrika 178 Punkte
12. Russland 149 Punkte
13. Brasilien 120 Punkte
14. Spanien 109 Punkte
15. Japan 89 Punkte

Für 2014 ist die nächste Auflage der BMW GS Trophy geplant. Geht es nach dem Wunsch der Veranstalter, soll sie wieder in Südamerika ausgetragen werden.


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