Eine jüngst in Kanada veröffentlichte Studie zeigt, dass das Unfallrisiko sinkt, je mehr Personen in einem Auto unterwegs sind . "Generell führt die Anwesenheit von Mitfahrern zu einer Senkung des Unfallrisikos. Das gilt aber nicht für alle Beifahrerkonstellationen und nur unter bestimmten Umständen", sagt ÖAMTC-Verkehrspsychologin Dora Donosa. Gerade bei Jugendlichen können gleichaltrige Mitfahrer das Unfallrisiko erhöhen . Gruppendynamische Prozesse können dazu führen, dass sich der Fahrer nicht mehr als Alleinverantwortlicher sieht, was sein subjektives Sicherheitsgefühl erhöht. Jugendliche müssen daher für diese Prozesse im Fahrzeug verstärkt sensibilisiert werden. "Sie müssen sich als Lenker ihrer 'Führungsrolle ' stärker bewusst werden. Aber auch als Mitfahrer können sie einiges dazu beizutragen, dass alle sicher nach Hause kommen. Das gilt vor allem für Fahrgemeinschaften , wenn am Wochenende ein Disko- oder Partybesuch angesagt ist", meint die ÖAMTC-Expertin und zählt besondere Risikokonstellationen auf:
- Ein vollbesetztes Auto mit Jugendlichen - die Stimmung der manchmal alkoholisierten Mitfahrer ist ausgelassen und die Musik laut. Der erhöhte Lärmpegel kann die Aufmerksamkeit und Konzentration des Fahrers stark beeinträchtigen
- Gruppen treffen riskantere Entscheidungen als Einzelpersonen . "Durch gruppendynamische Prozesse kann es zu einer Aufteilung des Verantwortungsgefühls auf alle Fahrzeuginsassen kommen", erklärt die ÖAMTC-Verkehrspsychologin. Der Fahrer fühlt sich nicht mehr allein verantwortlich, das subjektive Sicherheitsgefühl z.B. durch die ausgelassene und fröhliche Stimmung steigt und die Risikofreudigkeit nimmt zu.
- Der Fahrer möchte von seinen Freunden als cooler und routinierter Fahrer wahrgenommen werden. Vor allem junge, männliche Fahrer neigen dazu, durch riskanteres Fahren ihr "Können" unter Beweis stellen zu wollen.
- Ein besonderes Risiko liegt vor, wenn Jugendliche meinen, die Erwartungen der Mitfahrer nach einem flotten und risikoreichen Fahrstil erfüllen zu müssen. "Direkte oder indirekte Aufforderungen der gleichaltrigen Mitfahrer können dazu führen, dass schneller und riskanter gefahren wird. Unter dem Druck der Gruppe kann eine sicherheitsorientierte Fahrweise stark ins Wanken geraten", erläutert die ÖAMTC-Verkehrspsychologin.
Als Lenker trägt man große Verantwortung und das sollte für den Fahrer wie auch für alle Mitfahrer klar sein. Jugendliche Fahrer sind in der oft noch ungewohnten " Führungsrolle " im Auto besonders gefordert. Zum einen ist man der "Chef" im Auto , zum anderen will man kein Spaßverderber sein. Es ist daher besonders wichtig, junge Fahrer für gruppendynamische Prozesse zu sensibilisieren und das Verantwortungsgefühl, das Selbstvertrauen und die Selbstbehauptung zu stärken. Auch um Mitfahrern gegenüber Grenzen setzen zu können. "Stopp" zu sagen, wenn die Stimmung zu ausgelassen ist, und man sich nur mehr schwer konzentrieren kann oder wenn andere einen zu riskanten Fahrmanövern verleiten wollen. " Mitfahrer dürfen den Fahrer nicht unter Druck oder Stress setzen , sondern sollten in ihrem eigenen Interesse den Fahrer bei seiner Fahraufgabe unterstützen und Rücksicht nehmen", sagt die ÖAMTC-Verkehrspsychologin abschließend.
Der ideale Beifahrer
Der ÖAMTC hat bei 500 Autofahrern nachgefragt, was den perfekten Beifahrer ausmacht: " Weiblich, Nichtraucher, aus dem engsten Umfeld, angeschnallt, gelassen und aufmerksam ", so fasst ÖAMTC-Verkehrspsychologin Dora Donosa die wichtigsten Attribute des idealen Beifahrers zusammen. Am Sitz daneben wünschen sich die meisten den Partner oder einen guten Freund. "Man kennt einander und ist vertraut. Das gibt beiden ein Gefühl der Sicherheit ", sagt die ÖAMTC-Expertin. Überraschend ist in jeglicher Hinsicht aber die Tatsache, dass sowohl Männer als auch Frauen eine Beifahrerin an ihrer Seite bevorzugen.
Laut der ÖAMTC-Umfrage können sich insbesondere " aufmerksame " Beifahrer bei den Lenkern beliebt machen. "Fast alle der Befragten schätzen es, wenn sie auf Verkehrskontrollen und Gefahrenquellen hingewiesen werden", sagt die Clubexpertin. Fast gleich auf rangiert der "Navigator". 93 Prozent wünschen sich einen Beifahrer, der geschickt im Umgang mit Straßenkarten ist. "Wer weiß wo´s langgeht, steht in der Beliebtheitsskala ganz oben", weiß Donosa. Aber auch gelassene und entspannte Beifahrer stehen hoch im Kurs. Immerhin 85 Prozent der Autofahrer freuen sich über Lob. "So störend die Kritik am Fahrstil ist, so unterstützend sind lobende Worte vom Mitfahrer", stellt die Verkehrspsychologin fest. "Es stört daher keineswegs, dem Fahrer für eine besonders sichere und angenehme Fahrweise hin und wieder ein Lob auszusprechen." 78 Prozent der befragten Autofahrer empfinden es auch als besonders angenehm, wenn sie vom Beifahrer auf Anzeichen von Müdigkeit aufmerksam gemacht werden. Auch weitere entlastende Faktoren wie ein Fahrerwechsel wenn nötig oder ein angenehmes Gespräch mit einem möglichst wachen Beifahrer stehen bei den Fahrern hoch im Kurs.
Ganz im Gegensatz dazu, bekommen " Gurtmuffel " als Copiloten von 84 Prozent der Autolenker ein schlechtes Zeugnis ausgestellt. Den Grund hierfür sieht die ÖAMTC-Expertin vor allem in der Tatsache, dass "es vielen unangenehm ist, den Beifahrer an das Angurten erinnern zu müssen. Auch fürchten viele Fahrer, im Falle eines Unfalls zur Verantwortung gezogen zu werden."" Mitbremser " und " Festklammerer " verunsichern rund 73 Prozent der befragten Fahrer und haben so indirekt Einfluss auf das Fahrverhalten. Großen Unmut rufen rauchende Beifahrer bei zwei Drittel der Befragten hervor. "Sogar viele Raucher erachten die Zigarette im Auto als völlig überflüssig", sagt Donosa.
Knapp dahinter (54 Prozent) liegen die "Fahrstilkritiker" als Ärgerfaktor . Die Kritisierenden erreichen meist das Gegenteil von dem, was sie wollen. "Der Fahrer wehrt sich instinktiv gegen die Vorwürfe und der Fahrstil wird eher verfestigt als verändert", weiß die ÖAMTC-Expertin.
Insgesamt zeigt die Umfrage, dass Autofahrer generell gerne in Begleitung unterwegs sind. Die Rücksichtnahme auf die Bedürfnisse des Fahrers sollte aber für jeden Beifahrer an oberster Stelle stehen. " Ärger und Streit haben im Fahrzeug nichts verloren , da sie den Fahrer stark vom eigentlichen Verkehrsgeschehen ablenken", warnt die ÖAMTC-Expertin. Daher fordert sie beide Hälften auf, dem jeweils anderen die Fahrt so angenehm wie möglich zu machen. "Der Lenker sollte seinem Beifahrer sagen, was ihm bei einer sicheren und konzentrierten Fahrweise hilft und unterstützt und der Beifahrer sollte dies zur eigenen Sicherheit auch beherzigen."
Quelle: ÖAMTC
Kommentare