Tricks beim Alkotest : Kann man den Alkomat überlisten?

ÖAMTC Clubmagazin auto touring testet geläufige Mythen zum Alkoholtest.

Sobald es Vorschriften gibt, neigt der Mensch dazu, Wege und Hintertüren zu suchen, mit denen er diese umgehen könnte. Auch rund um den polizeilichen Alkoholtest geistern viele Mythen und Weisheiten durch diverse Online-Foren. Gibt es tatsächlich Substanzen, die Ergebnisse am Vortestgerät oder Alkomaten nach oben oder unten verändern können?

Das ÖAMTC-Clubmagazin auto touring hat sich schlau gemacht und vier Personen zum Forschungszweck zum Alkotest geladen. Begleitet wurde diese Aktion vom Landespolizeikommando Wien, vertreten durch Bezirksinspektor Peter Kreuzer, der Vortestgerät und Alkomat mitbrachte und bediente. ÖAMTC-Mediziner Heimo Vedernjak begleitete als Arzt und fachlicher Berater den Test. Überprüft wurden folgende Gerüchte auf ihren Wahrheitsgehalt.

Die Entzauberung der geläufigsten Alkomyhthen

"Ein alkoholgefülltes Konfekt ist schuld am hohen Promillewert ." Widerlegt. Drei Schnapspralinen wurden zerkaut, dann wurde mit dem Vortester gemessen. Der Haftalkohol in Mund und Rachen ließ den Wert auf über drei Promille steigen, innerhalb von wenigen Minuten sank der Wert wieder auf Null. Die Ausrede zieht also beim Inspektor nicht, denn nach 15 Minuten wird nochmals gemessen.

"Kaffee oder Energiedrink machen nüchtern ." Mitnichten: "Beide Getränke regen die Magendurchblutung und somit die Aufnahme des Alkohols an. Kohlensäure beschleunigt den Vorgang sogar noch", erklärt ÖAMTC-Mediziner Vedernjak.

"Mundwasser wirkt gegen Alkoholgeruch ." Grober Irrtum. Mit Mundwasser spülen kann sogar kontraproduktiv sein. Der Haftalkohol ließ beim ÖAMTC-Test die Testanzeige kurzfristig auf 3,6 Promille in die Höhe schießen. "Der intensive Spearmint-Geruch erregt in jedem Fall Verdacht", sagt dazu Bezirksinspektor Peter Kreuzer, der seit 1988 Alkotests (seit 1990 mit Alkomat) durchführt.

"Das scharfe Pfefferminz-Bonbon schlägt am Vortestgerät aus ." Falsch, es konnte keine Wirkung gemessen werden.

"Tricksen mit Eiswürfeln ." Das Vortestgerät ist durch eiskalten Atem tatsächlich beeinflussbar. In der Praxis zeigte sich allerdings, dass es der Testperson unmöglich war, den Mund voller Eiswürfel zu nehmen, nebenbei mit dem Polizisten "ganz normal" zu sprechen und auch noch mit voller Kraft ins "Röhrl zu blasen". Bei einer Testperson verursachten die Eiswürfel darüber hinaus Zahnschmerzen.

"Zigarette senkt Alkoholwert ." Frischer Zigarettenrauch macht sich - wenn überhaupt - nur am Vortestgerät geringfügig bemerkbar, der Alkomat ist gänzlich unbestechlich. Da Zigarettenrauch schädlich für die hochsensiblen Geräte ist, werden von der Polizei direkt nach dem Zug aus einer Zigarette keine Tests durchgeführt, sondern erst nach einer kurzen Pause.

Auch Knoblauch sagt man - zu Unrecht - eine wundersame Wirkung bei Alkotests nach . "Das zu überprüfen haben wir unseren Testern erspart. Tatsache ist, dass keinerlei Substanz im Knoblauch enthalten ist, die das Testergebnis verfälschen könnte", sagt der ÖAMTC-Arzt.

Die Vernunft sollte das Maß aller Dinge sein

Einen Alkoholtest darf die Polizei bei jeder Kontrolle, auch ohne Verdacht auf Alkoholkonsum, durchführen. Vorerst kommt das Vortestgerät zum Einsatz . Ergibt sich hier ein kritischer Wert oder verweigert man die Teilnahme an dem Vortest, wird eine Messung am gerichtsfähigen Alkomaten vorgenommen (im Kommissariat oder vor Ort). Pro Proband wird im Abstand von ein bis zwei Minuten zweimal gemessen . Die Atemluft wird mehrere hundert Mal analysiert, für jeden Messvorgang wird eine Messkurve gespeichert. Die beiden ermittelten Kurven dürfen sich um max. fünf Prozent unterscheiden - nur dann gilt die Messung. Gibt es Abweichungen, wird weiter gemessen. Kommt es zu lauter "Fehlmessungen", könnte der Polizist annehmen, die Teilnahme am Alkotest würde absichtlich verweigert. Dann drohen dem Probanden schwere rechtliche und kostenintensive Nachteile .

Die gemessene Promillezahl sagt aber nicht unbedingt etwas über die tatsächliche Verkehrstüchtigkeit aus. Die Erfahrung zeigt, dass besonders Menschen, die nicht regelmäßig Alkohol konsumieren, bereits unter der gesetzlichen Grenze beeinträchtigt sind. Eine Testerin fühlte sich bereits nach einem Glas Weißwein taumelig und hätte aus freien Stücken darauf verzichtet, ein Auto zu fahren.

Außer Konkurrenz wurden beim ÖAMTC-Test auch einige handelsübliche Alkotest-Geräte ausprobiert . Hier zeigten sich einige Tücken. Alkoholschnelltests (Röhrchen) enthalten Substanzen, die nach Alkoholkonsum einen anderen Farbton annehmen. Der Grad der Farbänderung lässt sich nur bei guter Beleuchtung deutlich erkennen, in einem Bierlokal mit düsterer Beleuchtung oder im Auto ist das schier unmöglich. Kleine Testgeräte mit Digitalanzeige sind äußert filigran und nur mit Geschick zu bedienen. Die teilweise bereits angeheiterten Tester waren dazu ohne fachliche Anweisung nicht im Stande. Alle Geräte zeigten letztendlich zwar einen Alkoholgehalt in der Atemluft an, die Ergebnisse lagen aber weit auseinander.

Somit kann man allen Kraftfahrer eigentlich nur einen Rat mit auf den Weg geben: "Wer fährt, trinkt keinen Alkohol. Und wer Geld zum Trinken hat, sollte nicht beim Taxi zum Sparen anfangen ", so ÖAMTC-Mediziner Vedernjak abschließend.

Quelle: ÖAMTC